Mit dem Österreich-Grand-Prix nimmt die sogenannte "Silly Season" in der Formel 1 wieder richtig Fahrt auf – die Phase, in der Gerüchte, Vertragsverhandlungen und potenzielle Fahrerwechsel heiß diskutiert werden. Auch wenn auf dem Papier bereits viele Cockpits für 2026 besetzt scheinen, brodelt es hinter den Kulissen. Im Zentrum der Spekulationen: Mercedes, George Russell – und Max Verstappen.
Offiziell stehen bei Mercedes derzeit weder George Russell noch Nachwuchsfahrer Kimi Antonelli über 2025 hinaus unter Vertrag. Beide gelten als gesetzt – vor allem Russell, der zuletzt mit seinem Sieg in Kanada aufhorchen ließ. Doch auf einen neuen Vertrag wartet der 27-Jährige nach eigener Aussage noch.
"Es gab bislang keine konkreten Gespräche, weil wir derzeit andere Prioritäten haben – nämlich das Auto schneller zu machen", sagte Russell in Montreal. Klar sei aber: "Mein Ziel ist es, bei Mercedes zu bleiben – und ich denke, das ist auch Totos Ziel." Gemeint ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der sich öffentlich ebenfalls zufrieden mit dem Fahrergespann zeigt. Und doch könnte es eine größere strategische Überlegung im Hintergrund geben.
Denn hinter der Mercedes-Kulisse steht eine viel größere Personalfrage im Raum: die nach Max Verstappen. Der dreifache Weltmeister steht zwar noch bis Ende 2028 bei Red Bull unter Vertrag – aber in der Formel 1 sind Verträge oft nicht mehr als Richtlinien. Im Fahrerlager heißt es, Verstappen könnte den Vertrag unter bestimmten Bedingungen vorzeitig lösen – etwa, wenn sportliche Ziele nicht erreicht werden.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestätigte zumindest, dass "Fahrer Leistungsklauseln in ihren Verträgen haben", und dass sich Entscheidungen meist "rund um den Sommer" konkretisieren. Viel wichtiger als ein Stück Papier sei jedoch "das gegenseitige Vertrauen zwischen Fahrer und Team".
Dass Toto Wolff Verstappen seit Jahren im Blick hat, ist kein Geheimnis. Der Österreicher hatte mehrfach öffentlich Interesse an einer Verpflichtung des Niederländers signalisiert. Zudem besteht bei Aston Martin eine Verbindung über Star-Designer Adrian Newey, der die Red-Bull-Erfolgsgeschichte maßgeblich mitgeschrieben hat. Sollte Verstappen also tatsächlich wechseln wollen – Mercedes würde wohl nicht Nein sagen.
Doch warum überhaupt über Verstappen nachdenken, wenn Russell und Antonelli gut ins Team passen? Die Antwort könnte in der Angst liegen, den Niederländer in einem Newey-befeuerten Aston Martin gegen sich zu haben – ein Szenario, das Mercedes auf Jahre zurückwerfen könnte.
"Ich bin mit den beiden hundertprozentig happy", sagte Wolff noch im August 2024 über Russell und Antonelli. Der junge Italiener gilt als sein persönliches Förderprojekt, als potenzieller Star der Zukunft. Die Stimmung im Team sei "großartig", man habe sich intern auf einen Zeitplan zur Klärung der Vertragsfragen verständigt. Trotzdem lässt sich Wolff eine Hintertür offen – für den Fall, dass sich Verstappen tatsächlich auf dem Markt befindet.