Wirtschaft

Wohnen, Essen – Österreicher schlittern in Armutsfalle

Immer mehr Österreicher schlittern in die Armut. Unerwartete Mehrkosten von 1.300 Euro sind für fast 2 Millionen Menschen ein Problem. 

Nikolaus Pichler
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Blick in einen Sozialmarkt in Wien - hier in Favoriten.
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FOLTIN Jindrich / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Die Einkommenssituation vieler Menschen in Österreich bleibt angespannt: Das zeigt eine Studie, die die Statistik Austria im Auftrag des Sozialministeriums und Eurostat durchgeführt hat. Dafür wurden im 1. Quartal 2022 über 3.500 Personen in Österreich befragt. Über 2 Millionen Menschen (35 Prozent) waren demnach im vergangenen Jahr von Einkommensverlusten betroffen. Über 800.000 hatten Schwierigkeiten, die laufenden Ausgaben zu decken – eine leicht positive Entwicklung gegenüber dem Vorquartal.

Ziel der quartalsweisen Befragung ist es, soziale Folgen der aktuellen Krise möglichst frühzeitig zu erkennen und den Auswirkungen rechtzeitig entgegenzuwirken. Die Untersuchung zeigt in der befragten Personengruppe der 16- bis 69-Jährigen erhebliche soziale Auswirkungen der Pandemie und der Inflation. Besonders stark betroffen von den Folgen sind weiterhin Arbeitslose, Hilfsarbeiter:innen, Alleinerziehende und Mehrkindfamilien. Von den 2 Millionen Menschen, die Einkommensverluste zu verzeichnen haben, nannte jede:r Fünfte die Inflation als Ursache.

Kosten des täglichen Bedarfs stark gestiegen 

Der Anteil der Menschen, die Schwierigkeiten haben, notwendige Dinge des täglichen Bedarfs zu finanzieren, hat im Laufe des Jahres 2021 und im Vergleich zum Vor-Krisen-Niveau stark zugenommen. Die Studie zeigt, dass es sich 1,7 Millionen Menschen in Österreich aktuell nicht leisten können, unerwartete Ausgaben von 1.300 Euro zu begleichen. Über 770.000 Menschen können sich nicht einmal kleine Wünsche wie einen Kinobesuch erfüllen. 383.000 Menschen haben nicht genug finanzielle Mittel, um ihre Wohnung in der kalten Jahreszeit ausreichend warm zu halten. 476.000 Menschen können sich aus finanziellen Gründen nicht angemessen ernähren.

    Die Regierung präsentierte die neuen Maßnahmen gegen die Teuerung. Was das "Geld zurück"-Paket alles beinhaltet:
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    APA

    Sozialminister Johannes Rauch: "Die Pandemie hat deutliche Spuren hinterlassen, nun steigen auch die Kosten für Wohnen, Heizen und die Grundbedürfnisse des täglichen Lebens deutlich. Dass so viele Menschen in einem reichen Land wie Österreich kaum mehr ihre laufenden Ausgaben bestreiten können, ist ein Alarmsignal und ein deutlicher Auftrag an die Politik. Mit dem Teuerungspaket entlasten wir, sowohl akut als auch längerfristig."

    Befragte rechnen mit Zahlungsschwierigkeiten bei Wohnkosten 

    Die Studie zeigt, dass die Wohnkosten aktuell für 820.000 Menschen eine schwere finanzielle Belastung darstellen. 860.000 Personen (13,8 Prozent) rechnen in den kommenden drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten beim Begleichen ihrer Wohnkosten. Im letzten Quartal 2021 lag diese Zahl noch bei 750.000 (12 Prozent).

    Gestiegen ist auch die Zahl der Personen mit einem Zahlungsrückstand bei Miete, Wohnnebenkosten, Betriebskosten oder Kreditraten. In der Gruppe der Arbeitslosen ist fast ein Drittel im Zahlungsverzug.

    Anfang des Jahres hat das Sozialministerium daher das Projekt Wohnschirm zur Delogierungsprävention ins Leben gerufen. Mehr als 1.300 Personen konnten seither bereits vor dem Verlust ihrer Wohnung bewahrt werden. "Wir sehen, wie groß der Bedarf ist. Die Befragung der Statistik Austria hat das noch einmal verdeutlicht. Wir erweitern daher den Wohnschirm deutlich, um noch mehr Menschen vor Wohnungsverlust zu schützen", so Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).

    Bundesregierung stockt Wohnschirm wegen Teuerung auf

    Ursprünglich waren für das Programm Mittel in Höhe von 24 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 vorgesehen. Im Rahmen des aktuellen Anti-Teuerungspakets wird der Wohnschirm um 60 Millionen Euro aufgestockt und bis 2026 verlängert. Im Rahmen dieser Aufstockung können nicht nur wie bisher Unterstützungsleistungen zur Wohnungssicherung, sondern auch zur Energiesicherung gewährt werden.

    Sozialminister Johannes Rauch: "Die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Teuerung bringen vielen Menschen ein, zwei Monatseinkommen zusätzlich. Das ist für alle, die unsere Hilfe wirklich brauchen, viel Geld. Über die Aufstockung des Wohnschirmes helfen wir zusätzlich genau jenen Menschen, die mit Zahlungsschwierigkeiten bei ihren Wohnkosten konfrontiert sind. Die zusätzlichen Mittel zur Energiesicherung kommen zielgerichtet den Menschen zugute, die befürchten müssen, im nächsten Winter ihre Wohnung nicht heizen zu können. Das Teuerungspaket wird spürbar Entlastung für die soziale Lage in Österreich bringen – rasch, langfristig und nachhaltig."

      Extreme Teuerung trifft Österreich hart. <strong>Die Regierung hilft mit diesen Maßnahmen &gt;&gt;</strong>
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