Nach jahrelangem Warten war es im September endlich so weit: Die Fortsetzung der Skate Reihe ist am 16. September offiziell erschienen – im Early Access und gratis für alle. "Heute" hat das Spiel nun getestet.
Mit harten Soundtracks auf dem Skateboard durch die Stadt zu cruisen, über Schluchten zu springen oder sich in Wettbewerben zu messen – Skate 3 hatte jedenfalls alles, was mein Kinderherz sich zu erträumen vermochte. Dementsprechend hoch waren natürlich auch die Ansprüche und Erwartungen an die Fortsetzung.
Der Start von Skate. bzw. Skate 4 sollte also ein Sprung zurück in die Kindheit/Jugend werden, zugleich aber einen neuen Twist geben. Man erwartet bessere Grafik, ein Multiplayer wurde angekündigt, optimierte Physik, etwas mehr Realismus. Was die ersten Videos dann schon Wochen vor dem offiziellen Launch zeigten, machten mich zwar etwas nervös – Spieler sprangen mit Skateboards von Hochhäusern etc. Eine Meinung wollte ich mir nicht vor dem eigentlichen Test bilden, ignorierte also jegliche Videos und wartete auf den Release, wenn auch schon mit einem kleinen Vorgeschmack.
Mit Vorfreude und etwas Aufregung war es dann am 16. September so weit – der Download-Button leuchtete grün auf. Ein Wind voller Nostalgie erwischte mich. Den Charakter nach eigenem Geschmack erstellt und schon ging es ins Tutorial. Der erste Olli, dazwischen ein Kick-Flip, es fühlte sich so an, wie schon vor Jahren im Kinderzimmer. Eigentlich sollte es sogar noch besser sein: Laut Entwickler EA gibt es verbesserte Flick-It-Steuerung – große Unterschiede zum Vorgängerspiel sind aber nicht aufgefallen.
Nach dem Tutorial, das sich schon etwas in die Länge gezogen hat, hätte es dann eigentlich ab nach "Skate-City" (San Vansterdam) gehen sollen, also in die Open-World. Kurz und knapp wurde daraus aber nichts: Stattdessen hieß es nur, dass die Server überlastet sind. Pech also, denn Skate. gibt es nur Online – gemeinsam mit unzählig anderen Spielern kann man die Welt erkunden und erleben. Ein Offlinemodus fehlt.
Das führt dann gleich zu mehreren Problemen. Erstens eben eine Server-Überlastung und man kann gar nicht spielen, auf der anderen Seite können andere Spieler in der Lobby schnell zu einem immensen Störfaktor werden. Denn jeder kann Gegenstände in der Welt platzieren – angedacht, damit man seine Tricks und Lines noch weiter ausbaut. Diese Gegenstände sind dann auch für jeden Spieler in der Lobby skatebar und werden schnell zu einem Hindernis. Öfters ist es also passiert, dass ich kurz vor meinem eigentlichen Absprung gegen eine Stange (Rail) gefahren bin, die dort jemand platziert hatte, um alle anderen Spieler zu griefen.
Natürlich kann man fremde Objekte abschalten, zum Glück hat EA so weit gedacht, wer das aber vergisst, hat schnell einmal Pech. So nett die Idee also ist, dass man gemeinsam online mit Freunden durch die Stadt düst und dabei auch noch cool aussieht, bräuchte es dennoch einen offline Modus oder zumindest eigene private Lobbys mit Freunden die Spieler erstellen können.
Aber einmal weg vom Server und hin zu Welt. Grafisch ist das Game wirklich schön. Oberflächen spiegeln und im Vergleich zum Vorgänger eine echte Aufwertung: Straßen, Wände und Oberflächen haben schöne und erkennbare Texturen. Einige Probleme gibt es noch generell bei überlappenden Texturen, die dann immer wieder glitchen, den Spielspaß schränkt das aber nicht bzw. nur minimal ein.
Das Game wirbt zudem mit "physikbasiertem Skateboarding" – Realismus hält sich hier aber in Grenzen. Klar, auch in den vorherigen Versionen, ist nicht alles realistisch, das muss es auch nicht sein. Die Realität in einer gewissen Form zu überwinden und ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen und der Kreativität freien Lauf zu lassen ist nicht nur gewünscht, sondern auch richtig. Skate war und ist ein Spiel, indem das Unmögliche möglich gemacht werden soll und auch kann.
Bei Skate. dürften die Entwickler aber etwas über das Ziel hinausgeschossen haben. Zwar erfüllt sich jeder Kindheitswunsch – Wolkenkratzer als Spielplatz zu nutzen und Wände hinunterzufahren, nur um dann über eine Schanze über andere Gebäude und Straßen zu fliegen. Irgendwo hier hat EA aber auch die Anknüpfung zur Realität verloren. "Echte Skateparks" sind geschrumpft, gibt es im Game weniger – stattdessen wird zu oft auf unrealistische Szenarien und Möglichkeiten gesetzt.
Die Verbindung zwischen unrealistisch und doch möglich ließ Skate 3 damals schon zu einem Lieblingsgame werden, dieses Mal scheint es mehr aufgezwungen, einfach zu viel. Parks, die in der Luft hängen oder zwischen Häuser gebaut sind, sind zwar ein nettes Feature, verlieren aber irgendwo die Bedeutung des Möglichen, verlieren an Echtheit.
Hinzu kommt auch noch die neuen "Fähigkeiten" die dem Spieler zur Verfügung stehen. Dieser kann nämlich durch die Luft gleiten – ja vom Spiel so gewollt. Erst damit lassen sich auch die Gaps zwischen den Wolkenkratzer wirklich "skaten", falls man dieses Wort hier noch benutzen darf. Man schmeißt das Board also weg, und gleitet ähnlich wie mit einem Wingsuit durch die Luft, ehe man das Skateboard kurz vor der Landung wieder beschwört.
EA schießt mit Skate etwas über das Gewollte hinaus. Die Welt an sich ist zwar schön, es fehlt aber der Realismus, die echten Skate-Parks, Strecken, die etwas länger sind. Fügt man diese hinzu, schafft man auch die Verbindung zur Realität und über Häuser und Dächer zu gleiten wird zu einem gern gesehenem Feature.
Das Spiel ist im Early-Access – EA könnte also noch die ein oder anderen Dinge beheben und noch an der Physik und generell am Spiel nachschrauben. Viel beschweren darf man sich aber nicht wirklich. Das Game ist gratis, Inhalte müssen nicht gekauft werden – lediglich gibt es Skins, für die man zahlt. Auch Updates und DLC sollen gratis bleiben. Für ein gratis Spiel – auch wenn es nicht das verkörpert, was Skate 3 war (ist) – ist es gut und sollte laut Versprechen von EA in Zukunft noch deutlich besser werden.