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Wunder! Ricciardo siegte mit exakt 163 PS weniger

Daniel Ricciardo gewann mit einem Husarenritt das Formel-1-Rennen in Monte Carlo. Er tat das in einem Red Bull, der 163 PS weniger Leistung brachte.

Heute Redaktion
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Motorsport-Fans war rasch klar, dass Daniel Ricciardo in Monte Carlo Großes leistete. Mit einem ramponierten Red Bull fuhr der Australier zum Sieg.

Nach und nach sickern jetzt Details durch, wie knapp Ricciardo an en einem Ausfall vorbei schrammte. In der Red-Bull-Box überlegte man sogar das vorzeitige Aus. Teamchef Chris Horner zu "Sky": "Das Team sagte mir, dass wir das Auto in zwei Runden hereinholen und abstellen müssten. Aber wenn du in Monaco führst, gibst du nicht auf."

163 PS weniger

In Runde 28 gab das MGU-K, vereinfacht das Hybrid-System, seinen Geist auf. Der Red Bull von Ricciardo leistete ab diesem Zeitpunkt exakt 163 PS weniger. Beim Blick auf die Datenmonitoren glaubte kaum jemand im Team, dass der Australier noch 50 Runden durchhält.

Vergleich mit Schumachers Fabel-Fahrt 1994

Teamchef Horner entschied mit Adrian Newey: Es wird gefahren, bis der Motor qualmt. Dazu kam es aber nicht. So konnte Horner seinem Fahrer am Boxenfunk nach 78 Runden gratulieren. Er bezog sich dabei auf Michael Schumacher und dessen zweiten Platz in Barcelona 1994: "Michael fuhr damals weite Strecken des Rennens im fünften Gang. Genauso war Daniels Fahrt heute eine der besten seiner Karriere."



Ricciardo wie in der Apollo 13


Horner lobte die Stressresistenz von Ricciardo und verglich ihn sogar mit einem Astronauten. "So, wie er die ganzen Probleme gehandhabt hat, hätte er genauso gut in Apollo 13 sein können. Es war eine unglaubliche Leistung, extrem reif - und ich freue mich wirklich für ihn, weil er diesen Sieg so verdient."

Rätsel um den siebenten Gang

Dass Ricciardo nicht mehr in den siebenten Gang schaltete, lag nicht an einem Getriebeproblem, sondern an seiner bewusst umgestellten Fahrweise. Mit der Getriebeübersetzung ließ sich im sechsten Gang mehr Topspeed rausholen als im siebten. Das wäre mit Hybrid-Power anders gewesen, aber die stand ja nicht mehr zur Verfügung.

29 km/h weniger auf Geraden

Wie sehr Ricciardo gefordert war, zeigen weitere Zahlen. In der ersten Runde nach dem Ausfall der MGU-K fehlten Ricciardo auf der Geraden 29 km/h. Als er seine Fahrweise umstellte, nicht mehr in den siebenten Gang schaltete, kam ihm Vettel aber nie mehr bedrohlich nahe.

In der Red-Bull-Box tauchte dann freilich ein neues Problem auf. "Seine Bremsen hätten beinahe Feuer gefangen", sagt Horner. Grund: Die Bremsscheiben mussten plötzlich die volle Last alleine tragen. Red Bull reagierte, drehte die Bremsbalance so weit wie möglich nach vorne.



"Nach paar Runden die Situation im Griff"


Horner streut Ricciardo Rosen: "Nach ein paar Runden hatte er die Situation im Griff. Obwohl die MGU-K hier ein paar Sekunden pro Runde bringt. Aber er schaffte es, die Stärke des Autos in den Kurven voll auszuspielen, und er schonte gleichzeitig die Reifen, hatte die Bremsen unter Kontrolle. 50 Runden ohne MGU-K, das ist unglaublich. Von außen sah es nicht so aus, als habe er Probleme. Aber im Cockpit hat er wirklich unglaublich gute Arbeit geleistet." (Heute Sport)