Er lebt weit draußen im Meer, sein Schuppenkleid schimmert in Regenbogenfarben – und das schon so lange, dass jedes Kind, dessen Eltern und auch die Großeltern seine Geschichte kennen: "Der Regenbogenfisch" – ein Bilderbuch vom Schweizer Autor Marcus Pfister, das sich seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1992 als internationaler Kinderbuchklassiker etabliert hat.
Der Regenbogenfisch besitzt besonders auffällige, glitzernde Schuppen, die ihn von den anderen Fischen abheben. Eines Tages bittet ihn ein anderer Fisch um eine dieser Schuppen – doch der Regenbogenfisch weigert sich. Als ihn daraufhin alle anderen Fische meiden und ausschließen, überdenkt er seine Haltung. Er beginnt, seine glitzernden Schuppen zu teilen, bis ihm nur noch eine einzige bleibt. Am Ende sind sowohl er als auch die anderen Fische zufrieden und glücklich.
In den sozialen Medien heißt es jetzt aber: Der Regenbogenfisch sei "eines der toxischsten Kinderbücher überhaupt". Konkret werden diese Punkte kritisiert:
Ob kleine Kinder die Geschichte vom Regenbogenfisch wirklich so verstehen, wie Kritiker es behaupten? Das lässt sich schwer direkt von ihnen erfragen. Für die Entwicklungsexpertin Rita Messmer steht jedoch fest: "Aus dem Buch solche Schlüsse zu ziehen – das ist doch Quatsch!"
"Für Kinder ist der Regenbogenfisch einfach ein wunderschöner Fisch, der etwas Wunderschönes verschenkt, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen – und das sind sehr positive Werte", erklärt Messmer, die das Buch auch ihren eigenen Kindern vorgelesen hat.
"Heutzutage übertragen Erwachsene ihre eigenen Weltanschauungen viel zu stark auf Kinder, die Dinge viel unkomplizierter wahrnehmen", sagt Messmer. Die Entwicklungsexpertin nennt das "Überpsychologisieren" und warnt: "Kinder sind nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern Teil eines größeren Ganzen – und genau das sollten sie schon früh lernen." Dabei betont die Expertin: "Wer weiß, wie man sich in ein soziales System einfügt, trägt dazu bei, dass es allen besser geht – und damit letztlich auch dem Individuum."