Wien

"Gastro-Regeln für kleine Betriebe eine Katastrophe"

Prinzipiell überwiegt die Freude über die Öffnung am 19. Mai. "Aber wo Licht ist, ist auch Schatten", übt ein Innenstadt-Gastronom Kritik.

Jochen Dobnik
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Eintrittstests, Zwei-Meter-Regel, Personengrenze - kleine Betriebe stellen die Gastro-Regeln der Regierung vor eine Herausforderung
Eintrittstests, Zwei-Meter-Regel, Personengrenze - kleine Betriebe stellen die Gastro-Regeln der Regierung vor eine Herausforderung
Getty Images/iStockphoto

Auf diese Nachricht haben viele Lokalbetreiber seit Monaten gewartet: Sie dürfen am 19. Mai sowohl die Schanigärten als auch die Innenbereiche wieder aufsperren – wenn auch unter strengen Sicherheitskonzepten. Die einen freut's, die anderen weniger: "Für die kleinen Betriebe ist das eine Katastrophe!", mahnt Erwin Scheiflinger vom "Bastei Beisl". 

Probleme bei Schlechtwetter

Indoor gelten Personenlimits und die bekannten Abstandsregeln. Maximal vier Personen und Kinder aus zwei Haushalten dürfen an einem Tisch sitzen - outdoor sind maximal 10 Personen erlaubt. "Drinnen sehe ich's ja ein, draußen weniger. Was ist denn, wenn jemand bei meinem Lokal vorbeigeht, einen Freund bei mir im Schanigarten sitzen sieht, mit dem er kurz sprechen möchte, weil sie sich schon lange nicht mehr gesehen haben. Mein Kellner ist in dem Moment gerade im Innenbereich, sieht den Gast nicht reinkommen, was mach ich denn dann? Er war in meinem Schanigarten und ich hab trotzdem kein Testergebnis von ihm", zeigt der Wirt im Puls24-Interview erste Schwächen der neuen Öffnungsregel an.

Kompliziert wird es auch bei plötzlichem Schlechtwetter: "Wenn ich zehn Personen draußen sitzen hab und es beginnt zu regnen - was mach ich dann? Darf ich sie reinsetzen und auf drei Tische aufteilen?" Was aber, wenn der Innenraum bereits überfüllt ist? Fragen über Fragen, auf welche es - noch - keine Antworten gibt.

"Zwei-Meter-Regel eine Katastrophe"

Kopfzerbrechen bereitet Scheiflinger auch die Zwei-Meter-Regel. Ab Mai müssen zwischen nicht zusammengehörigen Tischen ein Sicherheitsabstand von zwei Metern (gemessen von der Körpermitte) gewährleistet sein. "Das ist natürlich eine Katastrophe, immerhin sind wir Geschäftsleute und müssen Geld für unsere Mitarbeiter und Familien verdienen. Mein Schanigarten ist für 40 Personen gedacht, jetzt sollen nur noch 15 darin Platz nehmen dürfen. Das tut weh!"

Gastronom Erwin Scheiflinger ("Bastei Beisl") im Interview mit Puls24
Gastronom Erwin Scheiflinger ("Bastei Beisl") im Interview mit Puls24
Screenshot Puls24

Und auch bei den Eintrittstests sieht der Wirt des Wiener Innenstadt-Beisls bereits dunkle Wolken aufziehen. Denn ab sofort muss beim Betreten der Gastro ein Test gemacht oder der "Grüne Pass" vorgezeigt werden - die Details dazu findest du HIER. So weit, so einfach - aber: "Wir haben sechs Mitarbeiter, entweder ich oder einer meiner Mitarbeiter werden das kontrollieren, aber was macht ein kleines Kaffeehaus mit einer Serviererin, die fünf Gäste hat und drei warten beim Eingang. Für kleine Betriebe wird das eine Katastrophe", mahnt Scheiflinger gegenüber Puls24.

Neue Lockerungen im Juli angekündigt

"Ich hab mir immer gewünscht, dass zehn Personen pro Tisch indoor und outdoor erlaubt wären - die haben wir jetzt nur outdoor. Dass wir indoor Contact Tracing brauchen, war klar. Draußen hätten wir's nicht gebraucht. Aber wo Licht ist, ist einfach auch Schatten. ich hoffe nur, dass das nicht allzu lange hält", so der Gastronom. Die Chancen darauf stehen nicht schlecht.

Am 1. Juli sollen die nächsten Lockerungen kommen. In Lokalen dürfen sich dann nicht mehr nur zwei Haushalte treffen. Auch die scharfe Maskenpflicht dürfte dann fallen.