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Schweiz-Kapitän verteidigt Doppeladler-Provokation

Die Schweiz besiegte Serbien 2:1. Die Schweizer Torschützen provozierten mit dem Doppeladler-Jubel. Jetzt erklären sie und ihr Kapitän, warum.

Heute Redaktion
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Und dann kochte es doch noch einmal in ihm hoch. "Es waren nur Emotionen, ich will nicht über Politik diskutieren", sagte Xherdan Shaqiri. Über eine Stunde war nach dem Schlusspfiff bereits vergangen, als er zum letzten Mal die immer wieder gleiche Frage beantwortete. Die Frage nach dem Jubel, die Hände zum albanischen Doppeladler geformt, sie wurde zwar kurz beantwortet, eine Erklärung blieb Shaqiri nach dem 2:1-Siegtor gegen Serbien den Medien aber schuldig. "Viele wissen, worum es geht. Aber wichtig ist, dass wir über Fußball reden."

Etwas ausführlicher äußerste sich Granit Xhaka über seinen symbolträchtigen Freudensturm nach seinem Ausgleichstor: "Der Doppeladler war keine Mitteilung an den Gegner, der war mir scheißegal. Es war ein Zeichen für die Leute, die mich immer unterstützt, die mich nie links liegen gelassen haben. Ein Gruß an die Leute in der Heimat meiner Eltern. Das waren Emotionen pur, es war keine bewusste Reaktion. Der Sieg war für meine Familie, die mich immer unterstützt hat. Und der Sieg war auch für den Rest aus Albanien, aus dem Kosovo, aus der Schweiz, aus der Welt."

In den Kommentarspalten der Onlinemedien und auch auf Social Media löste der doppelte Doppeladler von Xhaka und Shaqiri teilweise heftige Reaktionen aus. Innerhalb der Mannschaft aber stieß der Jubel größtenteils auf Verständnis. Die Stimmen der Spieler – allen voran der Kapitän, der selber die Hände beim Jubeln zum Doppeladler faltete.

Auch in Wien kochten die Emotionen über. Nach der Serbien-Pleite kam es in Österreichs Bundeshauptstadt zu einem Großeinsatz:

Stephan Lichtsteiner: "Ich glaube nicht, dass die Schweizer ein Problem damit haben, wenn man so jubelt. Weil wir ja wissen, dass sie Doppelbürger sind. Ich glaube, sie hatten einen extremen Druck. Es war wichtig, dass wir ihnen geholfen haben und sie uns geholfen haben. Es gehört ein bisschen dazu, mit dieser politischen Geschichte. Im Vorfeld gab es sehr viele Provokationen. Für uns Schweizer war es schon schwer, und für die Doppelbürger war es noch viel schwerer. Ich habe auch als Kapitän kein Problem damit. Im Gegenteil. Ich habe viel mit ihren Vätern über das Thema geredet. Es ist ein extremer Druck, ein extremer Kampf. Da sind sehr viele Emotionen dabei, und ich finde es auch richtig, dass man das ausgiebig feiert."

Blerim Dzemaili: "Es ist schwierig zu kommentieren. Die Emotionen sind hoch. Für die Spieler, die aus dem Kosovo kommen, den Krieg miterlebt haben, sind die Emotionen noch höher. Da kann es schon vorkommen, dass man den Adlerjubel macht."

Yann Sommer: "Wir haben vor dem Spiel als Team gesagt, dass es um Fußball geht. Und wir wollten auch nicht über andere Sachen reden. Aber wir können das nicht beurteilen, weil wir eine solche Geschichte nie miterlebt haben. Das sind auch Emotionen."

Haris Seferovic: "Über Politik will ich nicht reden. Aber ich hätte nicht so gejubelt. Ich hätte normal gejubelt."

(Heute Sport)