In Oberösterreich sind derzeit rund 30 von insgesamt 345 Zahnarztkassenstellen nicht besetzt. Die Lage wird in den nächsten Jahren noch angespannter, weil fast die Hälfte der Zahnärztinnen und Zahnärzte in den kommenden zehn Jahren in Pension geht.
Besonders außerhalb der größeren Städte stehen viele Zahnärzte vor dem Problem, dass sich niemand findet, der die Praxis übernimmt. Wie der ORF OÖ berichtet, ist dieses Problem in ganz Österreich spürbar.
Ein Beispiel dafür ist Neumarkt im Hausruckkreis im Bezirk Grieskirchen. Dort hat Zahnarzt Hubert Hinterberger jahrzehntelang eine Kassenordination geführt. Nach seiner Pensionierung vor einem Jahr hat sich kein Nachfolger gefunden, daher arbeitet Hinterberger jetzt als Wahlarzt weiter. "Ich habe vor einem Jahr die Kassenordination zurückgelegt und wollte es ein bisschen ruhiger angehen. Und das ist mir geglückt", wird er im ORF zitiert.
Der Trend zur Wahlarztpraxis ist in ganz Österreich zu sehen. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Kassen-Zahnärzte um etwa zehn Prozent zurückgegangen, während immer mehr Zahnärzte als Wahlärzte arbeiten. Viele schätzen dabei die größere Flexibilität, die eine Wahlarztpraxis mit sich bringt.
Auch der steigende Anteil an Frauen im Beruf, der Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sowie ein weniger belastendes Arbeitsumfeld spielen eine Rolle. Laut Zahnärztekammer würden etwa die Hälfte der Wahlärzte bei besseren Rahmenbedingungen einen Kassenvertrag übernehmen.
Ein großes Hindernis sind aber die finanziellen Bedingungen. Zwar gibt es einen einheitlichen Vertrag mit der Österreichischen Gesundheitskasse, aber viele Zahnärzte finden, dass eine Kassenpraxis wirtschaftlich nicht attraktiv genug ist. Deshalb bieten etliche zusätzliche Wahlarztleistungen an, um ihre Ordination abzusichern.
Ein weiteres Problem gibt es bei der Ausbildung. Zahnarzt Hinterberger sieht die Abschaffung der früheren Quotenregelung kritisch: "EU-Bürger können unbeschränkt zur Zahnarztausbildung kommen – und viele gehen danach wieder in ihre Heimatländer zurück." Dadurch verliert das heimische Gesundheitssystem einen Teil der in Österreich ausgebildeten Zahnärzte.