Pensions-Welle im Anmarsch

Jeder dritte Arzt ist über 55 – System vor Kollaps

Die Ärztekammer warnt: Ein Drittel der Ärzte ist über 55 – bald gehen Tausende in Pension. Die Versorgung gerät ins Wanken.
Christoph Weichsler
05.08.2025, 14:27
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In Österreich ist fast jeder dritte Arzt über 55 Jahre alt – das bedeutet: Zehntausende Mediziner stehen kurz vor der Pension. Was das für die Patienten heißt, liegt auf der Hand: noch längere Wartezeiten, noch mehr Engpässe, noch weniger Versorgung.

"In den nächsten zehn Jahren überschreiten mehr als 18.000 Ärztinnen und Ärzte das Pensionsalter", warnt Lukas Stärker von der Ärztekammer. Jährlich müssten also rund 1.800 Stellen nachbesetzt werden – nur um den aktuellen Stand zu halten.

Junge Ärzte wandern ab

Doch genau das ist schwierig. Zwar gibt es mehr als 52.000 eingetragene Medizinerinnen und Mediziner in Österreich – doch viele kehren dem Land nach dem Studium den Rücken. "Ein Drittel unserer Absolventen wird gar nicht im österreichischen System tätig", sagt Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart.

Gründe dafür? Zu wenig attraktive Arbeitsbedingungen, zu viel Bürokratie – und im Ausland oft bessere Bezahlung und flexiblere Modelle. Laut Steinhart "würden mehr Studienplätze allein nichts bringen – wir würden bloß noch mehr gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte an das Ausland verlieren".

Kassenärzte fehlen überall

Während junge Mediziner lieber ins Ausland oder in die Privatmedizin gehen, blutet das öffentliche System aus. "Es gibt keinen Ärztemangel an sich, sondern einen deutlichen Mangel im öffentlichen System", stellt Steinhart klar.

Er spricht von "hunderten offenen Kassenstellen" und "monatelangen Wartezeiten", selbst bei Routineeingriffen oder Kontrollterminen. Der Druck in Spitälern und Ordinationen steigt – genau wie der Frust bei Patienten.

Was jetzt passieren muss

Die Ärztekammer fordert drastische Reformen: flexible Teilzeitmodelle, Teil-Kassenverträge, Anstellungsverhältnisse oder Job-Sharing. "Wir müssen Arbeitsbedingungen schaffen, die sich mit den Lebensrealitäten der Ärzte vereinbaren lassen", so Steinhart.

Außerdem müsse endlich die Bürokratie abgebaut werden – mit einer eigenen Task Force. Auch ELGA soll überarbeitet werden: Alle relevanten Informationen müssten für Ärztinnen und Ärzte "auf einen Blick" sichtbar sein.

Schwere Vorwürfe gegen die ÖGK

Kritik gibt es vor allem an der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Steinhart spricht von verfehlter Strukturpolitik: "Wir brauchen bei der ÖGK echte Reformen und keine kleinlichen Diskussionen über einzelne Untersuchungen."

Dass in vielen Regionen nur noch Wahlärzte helfen, sei laut Ärztekammer "eine direkte Folge der Versäumnisse der ÖGK". Steinhart appelliert an ÖGK-Obmann Andreas Huss, seine Ankündigungen "endlich in Taten umzusetzen" – und wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 05.08.2025, 15:08, 05.08.2025, 14:27
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