Die Schule abgebrochen, mit der Kochlehre gescheitert und schließlich beim Bundesheer zur Küche abkommandiert: Ein 19-Jähriger aus Wien-Donaustadt musste sich am Dienstag – während seines Grundwehrdienstes – vor Geschworenen am Wiener Landesgericht verantworten und erschien im dunkelblauen Sonntagsanzug.
Die Vorwürfe zeichnen das Bild einer wirklich wirren Sinnsuche: Denn dem "blonden Bursch mit Sommersprossen" (Zitat seines Verteidigers Martin Fürthaler) – der zudem eigentlich "gläubiger Christ" sei – wird sowohl IS-Propaganda als auch das Teilen von geschmacklosen Hitler-Bildern mit neonazistischen Texten vorgeworfen.
Staatsschutz-Ermittler waren zuerst auf das Instagram-Profil des abseits vom Heer Arbeitslosen aufmerksam geworden, auf dem er sich wiederholt in Storys mit Tauhid-Finger als IS-Kämpfer inszenierte – das Gesicht vorsorglich unkenntlich gemacht. Seine Ausrede vor Gericht: "Das hab ich nur gemacht, weil ich auf den Bildern blöd dreing’schaut hab, mit dem Finger habe ich nur gezeigt."
Blöderweise fand man am Handy Bilder, auf denen er laut Richter "auch ziemlich blöd dreinschaut". Diese Bilder waren jedoch nicht gepixelt und gebalkt.
Zumindest fünfzehn Nazi-Bilder (etwa Hitler mit nacktem Oberkörper mit dem Text "verFÜHRERisch") seien ab Jänner 2025 per WhatsApp geteilt worden, auch kinderpornografisches Material befand sich am Handy. "Das fand ich damals lustig, jetzt bekenne ich mich teilschuldig. Ich hab mir nichts dabei gedacht und nie gedacht, dass mich das vor Geschworene führt", stotterte der Schulabbrecher mit der Stoppelglatze.
Wieso er "abrutschte": Nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte, sei er allein in seinem Zimmer auf TikTok zum Islam konvertiert – "um ihr zu zeigen, dass ich mich verändert habe" und um zu einer Gruppe junger Moslems dazuzugehören, die er beim Umsteigen und Warten am Bahnhof Wr. Neustadt kennengelernt habe. "Warum haben sie sich nicht die Haare wachsen lassen, wenn Sie Veränderung zeigen wollten?", fragte ihn der Richter.
"Schaun Sie, er hat keine Hobbys, zu viel Zeit und ein Handy" versuchte sein Verteidiger die Abstecher in die beiden diametral entgegengesetzten Extreme zu erklären. Richter und Geschworene nahmen ihm das jedoch nicht ab. "Für wie blöd halten Sie uns eigentlich", platzte es dem beisitzenden Richter heraus.
"Hat ihnen das Konvertieren zum Islam und die IS-Sache irgendwas gebracht – außer dass Sie jetzt dasitzen? – "Nein", so die kleinlaute Antwort des jungen Mannes. Das Schlusswort hatten die Geschworenen: 18 Monaten bedingte Haft für die IS-Propaganda, Freispruch von der Wiederbetätigung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.