Bald wieder vor Gericht

IS-Fan fantasiert in Haft von 50 Attentätern in Wien

Weil er dem Wien-Attentäter zu seiner Waffe verholfen hatte, sitzt ein Mann aus Wien-Liesing in Graz in Haft. Dort prahlte er mit Terrorfantasien.
Newsdesk Heute
31.07.2025, 16:20
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Ein Jugendfreund des Wien-Terroristen vom 2. November 2020 aus Wien-Liesing sitzt derzeit in Graz-Karlau eine 20-jährige Haftstrafe ab. Er hatte dem Attentäter damals den Kontakt zum Händler, jener Kalaschnikow verschafft, mit der der IS-Sympathisant mehrere Menschen tötete und verletzte.

Der mittlerweile 24-Jährige mit ägyptischen Wurzeln saß zum damaligen Zeitpunkt bereits in Niederösterreich in Haft. Den Kontakt stellte er über ein illegales Handy aus der Zelle her. Das erste Mal wegen Verbreitung von IS-Propaganda und Aufforderung zur Ausreise in IS-Gebiete verurteilt wurde der Mann bereits im Alter von nur 18 Jahren. Seine Ansichten dürften sich scheinbar auch nach all den Jahren in Haft nicht geändert haben.

Staatsanwaltschaft erhob Anklage

Wie "PULS 24" und der "Standard" berichten, soll sich der Mann vor seinen Mithäftlingen mit Terrorplänen aufgespielt haben. Dabei hatte er aber die Rechnung ohne einen Justizwachebeamten gemacht, der das Gespräch unbeabsichtigt belauscht hatte.

Aufgrund des besorgniserregenden Inhalts seiner Geschichten, die er in dem Gemeinschaftsraum der Haftanstalt verbreitete, erhob die Staatsanwaltschaft Graz nun kurz vor dem 25. Geburtstag des Wieners Anklage gegen ihn. Zudem plane sie die Unterbringung des Liesingers in einer Anstalt für gefährliche Rückfallstäter.

"Es gibt mehrere wie mich"

Das oben bereits erwähnte Gespräch soll sich am 6. November 2024 zugetragen haben. Dabei soll auch der Terroranschlag von Wien Thema gewesen sein. Der 24-Jährige erzählte mit "Euphorie und Begeisterung" davon, was für eine "Massenpanik" ein einzelner Attentäter damals in Wien auslöste. "Was meint ihr, wäre los, wenn 50 Bewaffnete, in der ganzen Stadt verteilt, loslegen würden, es gibt mehrere wie mich", so die mutmaßliche Fantasie des Mannes.

Außerdem habe er gegenüber zwei weiteren Insassen erklärt, wie er Bomben in Gebäuden platzieren würde. Er würde auch nicht dafür zurückschrecken, selbst eine Sprengstoffweste zu tragen. Er fantasierte davon, welche Panik dann in der ganzen Stadt ausbrechen würde. Dabei wurde er aber durch ein offenes Fenster von dem Justizwachebeamten belauscht, der sich in einem Müllraum aufhielt.

"Ihr Terroristen seid verrückt"

Ein Mithäftling soll ihm dann geraten haben, lieber eine kugelsichere Weste zu tragen. Daraufhin soll der Angeklagte entgegnet haben, dass er lieber sterben würde, als eingesperrt und gefoltert zu werden. "Ihr Terroristen seid alle verrückt", soll der Mithäftling dann die Ausführungen des 24-Jährigen kommentiert haben.

Das hat der Euphorie des Wieners allerdings keinen Abbruch getan. Er soll den Raum mit "geschwellter Brust" und einem zufriedenen Lächeln verlassen haben. In einer Einvernahme bezeichnete der Beamte den Vorfall als "erschreckend".

Der Mithäftling meinte, dass das Gespräch ein "blöder Spaß" und nur "Scheiße" gewesen sei. Anders sieht dies jedoch die Staatsanwaltschaft. Der Beschuldigte muss sich nun wegen der Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation verantworten. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.

"Hang zu strafbaren Handlungen"

Wie "PULS 24" und der "Standard" berichten, ist die Staatsanwaltschaft nicht davon überzeugt, dass sich der Angeklagte "ernsthaft und nachhaltig vom IS bzw. sonstigen terroristischen Vereinigungen (...) abgewendet hat". Er habe sich trotz mehrjähriger Haftstrafe nicht mit seinen Taten auseinandergesetzt. Laut einem Gutachten habe der Mann einen "Hang zu strafbaren Handlungen".

Darauf weist auch ein bedenklicher Fund in seiner Zelle hin. Die Rede ist von einem USB-Stick, den der 24-Jährige im Fernseher angesteckt hatte. Dieser wurde von Behörden sichergestellt. Darauf waren nicht nur Kampfsportvideos, Musik und Serien gespeichert, sondern auch mehrere islamistische Gesänge – sogenannte Nasheeds. Diese verherrlichen den Kampf gegen "Ungläubige".

Das sagt der Angeklagte

Der 24-Jährige bezeichnete sich in seiner Einvernahme als Salafist. Terroranschläge habe er in dem Gespräch mit seinen Mithäftlingen allerdings nicht verherrlicht. Der USB-Stick habe sich nur einen Tag in seinem Besitz gefunden. Er habe ihn von einem anderen Insassen bekommen, den er nicht namentlich nennen wollte.

Von den radikalislamistischen Hymnen will der 24-Jährige allerdings nichts gewusst haben. Er hätte sich nur für die Kampfvideos interessiert. Die Nasheeds seien bereits auf dem Stick gewesen, als er ihn erhalten habe. Davon habe der Beschuldigte allerdings erst später erfahren, da er sie sich nicht angehört habe.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 31.07.2025, 16:22, 31.07.2025, 16:20
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