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Zeuge widerspricht Westenthaler vor Gericht klar

Heute Redaktion
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Deutliche Risse hat die Verantwortung Peter Westenthalers bekommen, er habe hinsichtlich der inkriminierten, laut Anklage zweckwidrig verwendeten Förder-Million für den Fußball-Nachwuchs den Bundesliga-Aufsichtsrat nicht getäuscht.

Peter Vogl, Ehrenpräsident der SV Ried und im fraglichen Zeitraum im Bundesliga-Aufsichtsrat tätig, sagte am Freitagnachmittag als Zeuge unter Wahrheitspflicht, Westenthaler habe ausdrücklich die freie Verwendbarkeit der Million Euro betont, die dieser nach entsprechendem Lobbying beim damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser bekommen habe.

Westenthaler habe dem Aufsichtsrat berichtet, dass mit der Finanzprokuratur ein Vertragsabschluss hinsichtlich eines außergerichtlichen Vergleichs über 1,2 Millionen Euro erfolgen könne, um eine gegen die Bundesliga gerichtete Drittschuldnerklage aus der Welt zu schaffen. Im Zusammenhang damit habe Westenthaler erklärt, es werde "eine Komplementärzahlung in Höhe von einer Million Euro an die Bundesliga zurückfließen", so Vogl.

Widersprüche wegen Förderungen

Es sei in diesem Zusammenhang nie von einer Jugendförderung die Rede gewesen, sondern einer "Förderung, die vom Finanzministerium Zug um Zug zurückfließt. Das war die konkrete Feststellung des Herrn Westenthaler". Er, Vogl, sei "all die Jahre davon ausgegangen, dass das eine Förderung des Finanzministeriums ist".

Zum Zusammenhang zwischen Vergleich und "Komplementärförderung" habe Westenthaler "erklärt, dass er das mit Grasser besprochen hat", sagte Vogl, im Zivilberuf seit 25 Jahren Rechtsanwalt. Seinem Eindruck nach sei auch Co-Vorstand Thomas Kornhoff davon überrascht worden. Der Aufsichtsrat habe "hinterfragt, ob die Förderung frei verwendbar ist". Westenthaler habe das "klar" bejaht: "Ich hätte sonst dem Vergleich über 1,2 Millionen Euro sicher nicht zugestimmt." Der Aufsichtsrat sei mit der angeblich freien Verwendung beruhigt worden, meinte Vogl. Für ihn habe es einen "ganz klaren kausalen Zusammenhang" zwischen Vergleich und der Millionen-Förderung gegeben.

"Vereine haben nichts bekommen"

Westenthaler habe in einer Aufsichtsratssitzung Anfang Dezember 2003 wörtlich betont, man bekomme "eine Förderung, um eine Schuld zu bezahlen". Die "Tatsache, dass man eine Million bekommt aufgrund der guten Beziehung des Herrn Westenthaler zum Finanzminister, ist nicht an die große Glocke gehängt worden", gab Vogl zu Protokoll. Die Million sei jedenfalls nicht - wie Westenthaler beim Prozessauftakt betont hatte - "bei den Vereinen angekommen". Diese hätten "nichts bekommen", betonte Vogl und fügte hinzu: "Wenn tatsächlich eine Jugendförderung von einer Million geflossen wäre aufgrund des Lobbying eines Bundesliga-Vorstands, wäre das publiziert worden".

Formal hatte der Nationalratrat in einem Budgetüberschreitungsgesetz 1,2 Millionen Euro für die "forcierte Förderung" des Fußball-Nachwuchses angesichts der Fußball-EM 2008 genehmigt, die an Österreich und die Schweiz vergeben worden war. Dieses Geld soll von Westenthaler und Kornhoff missbräuchlich verwendet worden sein, was die beiden bestreiten.

APA/Red