Die Regionalbahnen in Niederösterreich sind insbesondere in den warmen Monaten ein wahres Highlight für Touristen und heimische Besucher. Acht verschiedene Linien locken die Menschen auch in die entlegensten Winkel des Landes.
Die NÖVOG (Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft) verbucht in einer Bilanz ein "Starkes Jahr trotz Sturm und Hochwasser". Während fünf der acht Linien ein Plus bei den Fahrgastzahlen verzeichnen konnten, mussten drei Linien teils große Verluste einstecken.
Bei der Mariazellerbahn (-4 Prozent) und der Schneebergbahn (-12,5 Prozent) sind die Rückgänge laut NÖVOG auf die verheerenden Hochwasser im vergangenen Herbst zurückzuführen.
"Insgesamt sieben Wochen war die Strecke von St. Pölten bis Mariazell ganz oder abschnittsweise gesperrt und musste im Schienenersatzverkehr bedient werden", so der Betreiber.
Nur eine Linie lässt die Mariazeller- und die Schneebergbahn bei den Besucherrückgängen weit hinter sich: Der Reblaus Express, der im Norden Niederösterreichs zwischen Retz (Bezirk Hollabrunn) und Drosendorf (Horn) verkehrt.
Anders als bei den anderen beiden Bahnen ist beim Reblaus Express nicht das Hochwasser Schuld am deutlichen Fahrgastminus von 23,5 Prozent.
Vielmehr sei hier die Reduktion von drei auf zwei Zugpaare der Grund, wie Daniel Wöhrer, Geschäftsführer der Retzer Land GmbH, gegenüber "Heute" erklärt.
Dabei hatte die Nostalgie-Bahn erst von 2022 auf 2023 einen neuen Fahrgast-Rekord aufgestellt und ein sattes Plus von über 47 Prozent eingefahren.
Pro Fahrt sei die Auslastung des Zuges zwar gestiegen, "aber insgesamt hat der Reblaus Express durch die Reduktion natürlich an Attraktivität verloren", so Wöhrer.
"Vor allem für Retz war es stark spürbar, da Gäste aus dem Waldviertel bei uns nicht aussteigen konnten, da der Zug ja wenig später gleich wieder nach Drosendorf abfahren musste".
Nur 40 Minuten hätten die Gäste dann Zeit, um die vielfältigen Attraktionen in der Weinstadt Retz zu besichtigen. Das schlägt sich auch in den Buchungen nieder.
Die vielen Attraktionen entlang der Strecke und der dazugehörige Reblaus Express Radweg hätten sich in den vergangenen Jahren zu einem Fixpunkt für viele Gäste entwickelt. Umso ärgerlicher sei der Buchungsrückgang durch die Zug-Reduktion auf der Strecke.
Genau nachweisen, lässt sich das beim Retzer Erlebniskeller, einem der größten historischen Weinkeller Mitteleuropas, dessen Netz sich rund 20 Kilometer unter der Stadt erstreckt.
Im Vergleich zu 2023 gingen die Buchungen der Kombitickets (Reblaus Express plus Erlebniskeller) von 669 auf 213 Buchungen zurück.
"Ähnlich wird es sich auch bei anderen Retzer Ausflugszielen verhalten", erklärt Wöhrer. Gemeint ist dabei etwa die Retzer Windmühle, die auch das Wahrzeichen der Stadt im Weinviertel ist.
Die gute Nachricht für die Region und ihre Besucher: In der kommenden Saison wird der Reblaus Express wieder aufgestockt. "Ich denke, dass die Fahrgastzahlen und Besucherzahlen der Ausflugsziele dadurch wieder steigen werden", hofft Wöhrer.
"Die Zugverbindung sorgt für tausende zusätzliche Gäste und ist ein enorm wichtiges Angebot in der Region", verdeutlicht Wöhrer, der auch Tourismus-Stadtrat von Retz ist, die Bedeutung der Regionalbahn für das Retzer Land und das Weinviertel.
Die beliebte Regionalbahn soll deshalb 2025 an den Samstagen von langen Wochenenden und an allen Samstagen in den Sommerferien wieder dreimal täglich zwischen Retz und Drosendorf fahren.