"Mir geht es im Moment ziemlich schlecht", sagt Felix Pauli, als ihn "Heute" am Telefon erreicht, nachdem er von einer Laufrunde zurückgekommen ist. "Gerade kann ich keine Stiegen steigen, weil ich verletzt bin", sagt der 84-jährige Niederösterreicher.
Ende der 1970er baute er sich mit seiner Frau in Langenrohr bei Tulln ein Haus. "Im September hat mir das Hochwasser alles überschwemmt", erzählt Pauli, der sein ganzes Berufsleben lang durch kniehohes Wasser warten musste, weil er in Wien Kanalarbeiter war.
"Ich habe also alles zerlegt, repariert, neu gestrichen und ersetzt, wo es notwendig war. Da lasse ich mir auch nicht helfen. Ich bin ein sparsamer Mensch", erklärt der Mittachtziger und fügt an: "Als Läufer habe ich wohl über meine Grenzen gearbeitet."
"Wir wohnten auf der Ottakringer Straße, als eines Tages die Teilnehmer des Wiener Marathons vor unserem Haus vorbeigelaufen sind", erinnert sich Felix Pauli: "Ich dachte mir, es wäre schön auch dabei zu sein. Doch ich bin doch gar kein Läufer."
Pauli beginnt einfach zu laufen. Er ist 53, als er 1993 seinen ersten Marathon durch Wien läuft: "Ich habe mich drei Monate vorbereitet und bin dann einfach mitgelaufen. Nach dreieinhalb Stunden war ich im Ziel."
Zu dieser Zeit war Pauli zur Nachschicht eingeteilt: "Verstopfungen auflösen, Lecks reparieren. Alles, was nötig war", erzählt er. "Dann musste ich aber unser Haus fertig bauen und bin als Läufer ausgefallen. Erst mit 70 bin ich wieder mehr gelaufen."
"Ich bin dann irgendwann draufgekommen, dass ich als einziger Österreicher fünfmal die Rankingliste meiner Altersgruppe angeführt habe", sagt Pauli zu "Heute".
Bei 82 Marathons ist Felix Pauli schon mitgelaufen: "In Österreich und außerhalb, ja selbst in Russland bin ich gelaufen. In Berlin wurde ich Zweiter meiner Altersklasse." Das kuriose Detail daran ist aber, dass Pauli alleine in den letzten fünf Jahren über 60 Marathonläufe absolvierte:
"Im Jahr 2021 waren es 14 Marathons, 2022 dann 15, 2023 bin ich 18 Marathons gelaufen und letztes Jahr wieder 14", rechnet Pauli vor: "Sind also insgesamt 61."
Wie er das gemacht hat, will "Heute" wissen. Paulis Antwort fällt aber verblüffend aus: "Für mich selbst ist das genauso unglaublich." Der 84-Jährige sagt, dass er eigentlich nicht wisse, was richtiges Training sei. Er läuft einfach jeden zweiten Tag seine Runden:
"Es geht durch die Tullner Gegend, entlang der Donau, manchmal 11 Kilometer oder 16 Kilometer. Je nachdem welche Strecke ich nehme, können es bis zu 21 Kilometer werden. Dabei esse und trinke ich alles, was ich möchte, auch wenn meine Frau sagt, das ist schon abgelaufen. Ich bin sparsam und esse alles, was auf den Tisch kommt."
Er sei nämlich, als Jahrgang 1940, in gänzlich anderen Zeiten aufgewachsen: "Die Tiefflieger haben auf uns geschossen, als wir draußen spielten. Die Menschen hatten wenig zu essen, nach Jahren des Krieges und der Zerstörung." Pauli heiratete, bekam mit seiner Frau zwei Söhne und arbeitete für die Stadt Wien.
Und er war Alleinverdiener, während sich seine Frau um die beiden Söhne kümmerte. Die Familie habe vom Friedenszins profitiert, der Mieterhöhungen verhindert habe, erzählt er. "Heute bekommt meine Frau keinen Cent Unterstützung, weil sie immer zu Hause war", sagt Pauli, der um die Jahrtausendwende, mit 60 Jahren, in Pension ging: "Wir leben also auch heute noch sparsam."
Dann lacht Pauli: "Man muss kleine Schritte machen, je älter man wird." Wenn er am kommenden Sonntag wieder beim Vienna City Marathon am Start steht, dann werden seine beiden Söhne, Georg (57 Jahre) und Roman Pauli (53 Jahre) ebenfalls dabei sein.
"Genau am 6. April, am Tag des Marathons, wird mein Vater 85 Jahre alt", sagt Sohn Georg: "Zusammen werden wir das feiern!" Kleine Schritte werden sie ans Ziel führen.
