Seit kurzem weht in der Schmelzgasse 9 (Wien-Leopoldstadt) ein frischer Duft durch die Türen eines neuen Lokals. Wo früher ein bayrisches Wirtshaus stand, befindet sich nun das "Melt" – ein Bistro, das nicht nur mit international inspirierten Gerichten, sondern vor allem mit einer klaren Haltung überrascht.
Zero Waste, regionale Zutaten und ein ehrliches Bekenntnis zur Nachhaltigkeit: Die beiden Betreiber wollen mehr als nur gutes Essen servieren. Sie wollen etwas bewegen.
Hinter dem Projekt stehen Aleksander Milojkovic (32) und Nemanja Biorac (30). Beide kennen die Gastronomie aus nächster Nähe. Milojkovic begann vor zwölf Jahren als Speisenträger in der Hermesvilla, arbeitete sich hoch bis zum Restaurantleiter. Biorac stand bereits in Michelin-Küchen am Herd und war zuletzt Sous-Chef im "Beef and Glory".
"Wir haben gesehen, dass es bei Zero Waste in der Gastro noch Luft nach oben gibt", sagt Milojkovic. Als die Räumlichkeiten im 2. Bezirk frei wurden, fassten beide einen mutigen Entschluss: selbst Hand anlegen. Wände streichen, Tapeten kleben, Böden verlegen – alles in Eigenregie. "Wir haben unser Herzblut hineingesteckt", erzählt Biorac.
Das Konzept ist klar: Alles verwerten, nichts verschwenden. "Es gibt eigentlich keinen Abfall", betont Milojkovic. Und das ist nicht übertrieben. Im "Melt" wird wirklich jedes Produkt genutzt: Orangen liefern Saft, die Schalen dekorieren Drinks. Bananenschalen verwandeln sich in Chips oder werden karamellisiert. Der Strunk eines Karfiols wird fermentiert und zu Kimchi verarbeitet. Vom Fleisch wandert alles in die Küche – Knochen für Suppen, Fleisch für die Gerichte.
Ein besonderes Detail: Viele Kräuter, Tomaten oder Kirschen stammen aus Nemanjas eigenem Garten. "Wir machen das nicht, weil Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung gerade im Trend sind, sondern weil wir davon überzeugt sind. Wir möchten diese Philosophie in der Gastro mehr etablieren", so Biorac.
Die Speisekarte umfasst bewusst nur 15 Gerichte, wechselt aber mindestens viermal im Jahr. Alles ist saisonal gedacht und regional besorgt. Das Angebot reicht von Kürbissuppe, Burger, hausgemachten Pommes, über Rinderrücken in Rotwein-Schokoladensauce, bis zu Fish & Chips, bei denen der Zander direkt aus dem Neusiedler See kommt.
Auch Vegetarier und Veganer finden im "Melt" Platz: gebackene Champignons, Paprika-Gnocchi oder flexibel abwandelbare Kreationen werden angeboten. Reste gibt es keine. Sie werden konsequent verpackt und den Gästen mitgegeben.
Im Lokal finden rund 60 Gäste Platz, draußen im großzügigen Schanigarten weitere 45. Zudem soll das "Melt" ein Ort für Begegnung werden – mit Pub-Quiz-Abenden und künftig vielleicht sogar Workshops und Events im Keller. Ein großes Ziel der beiden Inhaber: Kindern vermitteln, wo Lebensmittel herkommen. "Viele haben gar keine Ahnung mehr, was saisonal ist. Uns ist wichtig, dieses Wissen weiterzugeben", sagt Milojkovic. Das "Melt" ist von Montag bis Samstag von 11 Uhr bis 23 Uhr geöffnet.