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Tote im Kühlraum – Fotograf übt sich als Bestatter

In seinem neuen Videoprojekt "Ein Tag als..." tauscht Foto- und Videograf Matthias Auer seinen Job, um als Bestatter zu arbeiten.

Stefanie Riegler
Fotograf Matthias Auer arbeitete einen Tag lang als Bestatter.
Fotograf Matthias Auer arbeitete einen Tag lang als Bestatter.
Matthias Auer

Normalerweise steht der Wiener Fotograf Matthias Auer hinter der Kamera. Für sein neuestes Videoprojekt begibt er sich vor die Linse und arbeitet bei verschiedenen Betrieben jeder Art mit, um den Zusehern und Zuseherinnen die jeweiligen Berufe näher zu bringen.

Leichen ins Krematorium gebracht

Gleich die erste Folge führt den 33-Jährigen, der normalerweise Hochzeiten und Business-Kunden betreut, an einen ungewöhnlichen Ort. Bei der Bestattung Gerobel in Baden bei Wien ist er einen Tag lang als Bestatter tätig. Angefangen von der Büroarbeit bis hin zur Vorbereitung der Särge hilft er auch bei der Überfahrt von vier Leichen ins Krematorium mit. Kameramann Dominik Müller begleitet ihn bei allen Arbeitsschritten mit der Kamera.

"Ich hatte bis zu dem Videodreh immer Angst vor dem Tod. Darüber zu sprechen oder nur daran zu denken, war für mich immer ein komisches Gefühl", sagt Matthias Auer. 

Mit dem Projekt wollte er aber mal etwas Neues ausprobieren und durch seine Erfahrungen hat er großen Respekt vor der Arbeit entwickelt: "Am meisten beeindruckt hat mich die Tatsache, wie viele verschiedene Bereiche der Beruf als Bestatter abdeckt. Vor dem Dreh dachte ich nicht daran, dass die Bestattung auch für die Vorsorgegespräche verantwortlich ist, um den Abschied so individuell wie möglich zu gestalten. Auch die moderne, helle und beheizte Aufbahrungshalle ließ mich staunen, da ich persönlich leider nur dunkle Mauerwerke bei Beerdigungen kenne. Das auch noch Grabpflege, Spitalsabholungen und vieles mehr zum Alltag gehören, war mir einfach nicht bewusst", erzählt der Wiener im Gespräch mit "Heute".

"Da läuft einem der Schauer den Rücken hinab"

Besonders nahe ging dem Fotografen der Anblick von Kindersärgen. "Das macht mich fertig, da läuft einem der Schauer den Rücken hinab. Auch beim Besuch im Krematorium hatte ich ein bisschen ein ungutes Gefühl. Aber der Tod gehört nun mal zum Leben dazu."

Zwei Folgen des Videoprojekts sind bereits auf YouTube abrufbar. Der dritte Teil von "Ein Tag als Bestatter" wird am 22. Jänner um 18:30 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Matthias Auer erscheinen. Das Interesse im Netz ist groß, die ersten beiden Teile haben mittlerweile über 8.000 Aufrufe verbucht.

Auch plant Auer in Zukunft noch weitere Jobs "testen" zu wollen. "Mir kommen hier Dinge in den Kopf wie Polizist, Fassadenreiniger, Tierpfleger, Rettungssanitäter und vieles, vieles mehr. Aber Favoriten habe ich keine", so der 33-jährige Wiener. Welchen Betrieb er demnächst aufmischen wird, bleibt also unklar: "Vielleicht lass ich einfach die Community entscheiden oder die Firmen melden sich bei mir."

"Unternehmen sollen sich präsentieren können"

Mit seinem Video-Projekt möchte er den Menschen einen Einblick in verschiedene Berufe und Betriebe gewähren: "Ich beobachte immer wieder, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, Mitarbeiter zu finden. Ein großes Problem sehe ich darin, dass viele Arbeitssuchende sich einfach nicht vorstellen können, wie es in dem Betrieb, welcher eine Stelle ausschreibt, überhaupt aussieht, welche Menschen dahinterstecken und wie deren Charakter ist. Es wird immer ziemlich gefordert bei Ausschreibungen, aber nichts gezeigt. Deswegen suchte ich nach einer anderen Möglichkeit. Die Unternehmen sollen sich präsentieren bzw. vorstellen können."

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