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"Kinder durch Homelearning reif für die Psychiatrie!"

Eine verzweifelte Mutter berichtet über die enorme Zukunftsangst ihrer Kinder. Die Situation im Homelearning ist für ihre Familie nicht mehr tragbar. 

21.01.2021, 20:38
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Viele Schüler stehen durch die Schul-Schließungen vor der Verzweiflung
privat

Susanna H. (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) hat drei Kinder im Schulalter. Im Gespräch mit "Heute" erzählt sie, wie die ganze Familie an der momentanen Schul-Situation verzweifelt. Seit dem ersten Lockdown kämpfen ihre Kinder mit dem Home-Learning. Mit der Verlängerung des Lockdowns müssen sie jetzt noch bis 8. Februar im Distance-Learning ausharren

"Meiner Erfahrung nach sind junge Leute lernwillig und engagiert. Sie sollten den YouTube-Verlauf meines Sohnes sehen. Unglaublich, worüber er sich in seiner Freizeit bildet. Er sieht sich ständig Dokus über Geschichte oder Politik an", erzählt Susanna stolz. Es scheitere nicht an der Lernbereitschaft der Jugendlichen. Dennoch blicken ihre Kinder der Zukunft jetzt düster entgegen. Die Betreuung im Homeschooling funktioniert einfach nicht, die Wissenslücken werden immer größer. "Meine Kinder wissen, dass die Schule nicht auf sie wartet. Wenn sie jetzt nicht lernen, was am Lehrplan steht, hinken sie nach und haben ein noch größeres Problem in höheren Klassen. Sie haben Angst, den Abschluss nicht zu schaffen und keine Arbeit zu finden."

Kinder baden Kritik aus

Die Lage in den Schulen, die ihre Kinder besuchen, lässt zu wünschen übrig. Der Wienerin ist bewusst, dass die Lehrer auch nur Anweisungen von oben befolgen. Dennoch war es bisher nicht möglich, in einen Dialog zu treten. "An der Schule meines Jüngsten habe ich die bestehenden Probleme angesprochen. Leider kam die Kritik falsch an und mein Kind musste es ausbaden. Er bekam Frühwarnungen und schlechte Noten. Ich gehe davon aus, dass meine Initiative zu viel Unmut ihm gegenüber geführt hat."

Zusätzlich zum Frontalunterricht via Videokonferenz gäbe es eine Flut an Extra-Arbeiten für die Schüler - Susanna rechnet aus, dass ihre Kinder täglich von 8 Uhr Morgens bis 22 Uhr Nachts nur damit beschäftigt seien, stundenlanges vertiefendes Videomaterial sowie haufenweise Arbeitsaufträge abzuarbeiten. Auch an Wochenenden sei keine Zeit sich zu erholen. Trotz all der Mühe lassen die Noten aber zu wünschen übrig - sich als Jugendlicher etwas selbst beizubringen sei einfach nicht so effektiv wie der Frontalunterricht mit einem Pädagogen. 

"Es geht um die Zukunft unserer Kinder"

Die Situation sei für die Schüler nicht mehr tragbar. Susanna erzählt, einige Kinder zu kennen, die psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Unter den Jugendlichen ist dies allerdings ein Tabuthema. "Die Kinder wollen nicht dass es bekannt wird wenn sie beim Therapeuten sind. Sie haben Angst, als Versager abgestempelt zu werden", berichtet die Wienerin. 

Die 49-Jährige wünscht sich einen richtigen Plan von der Regierung. "Der Bildungsminister hat dazu aufgerufen, Milde walten zu lassen. Das ist doch auch keine Lösung. Wenn Schüler jetzt einfach durchgewunken werden, entstehen noch größere Wissensdefizite. Ich wünsche mir einen Plan, wie diese Defizite in den kommenden Jahren aufgearbeitet werden", erzählt die Wienerin. Eines ist für sie klar - nachdem der reguläre Schulbetrieb wieder aufgenommen wird, kann nicht einfach weitergemacht werden, als wäre nichts gewesen. Ein Augenverschließen gehe auf Kosten der Kinder und deren Zukunft.