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Vielversprechende Therapie für bedrohte Korallen 

Die bunte Pracht der Korallenriffe droht zu sterben. Jetzt braucht es Gegenmaßnahmen. Forscher sind auf einer heißen Spur.

Sabine Primes
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Weltweit sterben Korallenriffe aufgrund des Klimawandels.
Weltweit sterben Korallenriffe aufgrund des Klimawandels.
Getty Images/iStockphoto

Die International Coral Reef Society (ICRS) hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Erwerb und die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu fördern, um die Zukunft der Korallenriffe zu sichern. In ihrem jüngst veröffentlichten Bericht machen sie die aktuelle Lage der Korallenriffe transparent. Sie seien durch menschliche Aktivitäten stark bedroht und ihre Zukunft stehe auf dem Spiel. Dies liege an den allgegenwärtigen Bedrohungen durch menschliches Handeln, deren Auswirkungen sowohl lokal (z.B. Überfischung und Verschmutzung) als auch global (z.B. Erwärmung und Versauerung der Ozeane aufgrund steigender Treibhausgasemissionen) zu spüren seien, heißt es. 

Korallenriffe gehören auch zu den ältesten Ökosystemen der Erde und bieten Lebensraum für einen Viertel aller Meerestiere und -pflanzen. Sie verleihen der Unterwasserwelt ihre faszinierende Farbe und Struktur. Wegen ihres großen Artenreichtums werden die Korallenriffe manchmal als "Regenwälder der Meere" bezeichnet. Auch die Korallen selbst sind enorm vielfältig: Mehr als 5.000 Arten wurden bereits entdeckt.
Korallen sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Genauer: Nesseltiere – so wie Quallen. Korallen haben keine Arme, Beine und Gesichter, sondern bestehen aus vielen einzelnen winzigen Tieren, die Polypen heißen. Jeder Polyp besteht fast nur aus einem großen Magen, einem Mund und einem Kranz von Tentakeln drumherum.

Klimawandel als Hauptursache des Korallensterbens

Vor allem die Klimaerwärmung mit den steigenden Temperaturen bringt die Symbiose zwischen Korallen, Algen und Geißeltierchen aus dem Gleichgewicht. Die Korallen bleichen dadurch aus und verhungern. Forscher der King Abdullah University of Science and Technology in Saudi-Arabien hat jetzt eine Methode entwickelt, die Korallen widerstandsfähiger machen könnte. Das berichten sie in der aktuellen Ausgabe von Science Advances“.

Bakterien als Regenerations-Booster

Demnach soll ein Cocktail aus Probiotika offenbar Schutz vor Hitzestress bieten. Für das Experiment isolierten die Wissenschaftler sechs nützliche Bakterienstämme aus der Koralle Mussismilia hispida. Anschließend beimpften sie einige Tiere mit dem Probiotika-Cocktail und setzten sie dann zehn Tage einer Temperatur von 30 Grad aus. Wie Dr. Erika Santoro vom Marine Microbiomes Lab erzählt, brachte der Versuch zunächst ein enttäuschendes Ergebnis. Denn zwischen den behandelten und unbehandelten Korallen zeigten sich direkt nach der Hitze-Stressphase kein Unterschied. Die Korallen beider Gruppen blichen aus. Als die Temperatur jedoch gesenkt wurde, zeigte sich die regenerative Wirkung. Laut Studie erhöhte sich die Überlebensrate der mit Probiotika behandelten Korallen von 60 auf 100 Prozent und der Hitze-Zellschutz wurde angekurbelt.

"Kein Wundermittel"

Wie die Behandlung unter Naturbedingungen wirkt, bleibt abzuwarten. Dr. Santoro zeigt sich mit dieser Methode optimistisch, betont aber, dass es sich dabei um kein Wundermittel handele. Die Reduzierung der Treibhausgase stehe immer noch an erster Stelle.

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