Gesundheit

Warum Eltern damit hadern, ihre Kinder impfen zu lassen

Obwohl nächste Woche wieder die Schule beginnt, sind sich viele Eltern nach wie vor nicht sicher, ob sie ihr Kind impfen lassen sollen. 

Sabine Primes
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Ab 14 Jahren sind Buben und Mädchen nicht mehr auf die Impf-Einwilligung der Eltern angewiesen. 
Ab 14 Jahren sind Buben und Mädchen nicht mehr auf die Impf-Einwilligung der Eltern angewiesen. 
Getty Images/iStockphoto

Weil das kommende Schuljahr ohne Home Schooling und Schulschließungen vonstatten gehen soll, hat die Regierung ein schulisches Corona-Maßnahmenpaket geschnürt. "Heute" hat berichtet. 

Einmal mehr wird dazu aufgerufen, das Impfangebot - das so niederschwellig ist wie nie zuvor - wahrzunehmen. Alle ab 12 Jahren können sich im Austria Center, im Impfbus, im Stephansdom oder sogar in diesem Wiener Einkaufszentrum ihren Stich holen. 

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    Von Donnerstag bis Sonntag wird von 10 bis 21Uhr im Wiener Stephansdom geimpft.
    Von Donnerstag bis Sonntag wird von 10 bis 21Uhr im Wiener Stephansdom geimpft.
    Helmut Graf

    Dennoch zweifeln Eltern nach wie vor an der Impfentscheidung für ihr Kind. "Heute" sprach mit Psychotherapeutin Petra Löffler, die gerade viele Eltern mit diesem Problem begleitet.

    Entscheidung mit nicht absehbaren Folgen

    Zu ihr kommen Eltern, die zwar selbst geimpft sind, sich mit dieser Entscheidung für ihr Kind aber schwer tun. "Der Gedanke, dem Kind damit eventuell zu schaden, steht dabei im Vordergrund", sagt Petra Löffler. Die Verantwortung für etwas zu übernehmen, wovon sie die Folgen nicht absehen können, wiege schwer. Dabei seien die Eltern keineswegs Impfverweigerer. "Aber das mangelnde Sicherheitsgefühl kombiniert mit den eigenen Ansprüchen, das Beste für das Kind zu wollen, scheint unüberwindbar", erklärt die Therapeutin.

    Und obwohl Kinder bereits einige Wochen nach der Geburt ihre erste Impfung bekommen, bleiben Eltern bei der Corona-Impfung skeptisch. Die Kinderimpfungen seien hinreichend erforscht und getestet. Bei der jetzigen Impfung fehle den Eltern die Expertise, so Löffler. Auch die Werbemaßnahmen rund um die Impfung geben den Eltern zu denken, denn was gut ist, muss nicht beworben werden - so ihr Gedanke.

    Ab 14 ohne Einwilligung der Eltern

    Natürlich sind auch die Kinder und Jugendlichen über Corona und die Impfung im Austausch, erzählt Löffler. "Und sie wissen auch, dass sie ab 14 Jahren kein Einverständnis der Eltern für die Impfung brauchen." Ab 14 Jahren gilt man als "mündiger Minderjähriger" und darf damit die Entscheidung zur Impfung eigenmächtig treffen.

    Die Expertin berichtet auch von Eltern, deren Kinder sich selbstständig zu diesem Schritt entscheiden. "Ich denke, dass manche Eltern darüber einerseits erleichtert sind, weil ihnen dadurch die Entscheidung abgenommen wurde, andererseits gibt es sicher auch Eltern, die diese Entscheidung gerne anders erlebt oder mitgetragen hätten." 

    Sozialer Druck und Mobbing

    Der soziale Druck ist ein nicht zu unterschätzender Grund für eine Entscheidung - vor allem im Jugendalter. Die Psychotherapeutin sieht mit Start des Schuljahres auch eine potenzielle Mobbing-Thematik auf uns zukommen. Die Unterteilung in Geimpfte und Ungeimpfte könnte eine Dynamik bekommen, die sich negativ auf die Ungeimpften auswirkt. Auch das sollten Eltern bedenken, wenn sie noch vor der Impfentscheidung stehen. 

    Löffler sieht Mobbing-Prävention als wichtiges Thema in allen Schulen und ist von der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern abhängig. Sie empfiehlt: "Wird ein Kind gemobbt, sollten sich die Eltern des Kindes umgehend an den Klassenlehrer wenden." Dann liegt es in der Verantwortung der Schule, bei den Kindern Bewusstsein für Mobbing und seine Folgen zu bilden.