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"Israel-Verweigerer": Neun ÖFB-Kicker verließen Team

Am Sonntag gastiert Österreich in der EM-Qualifikation für 2020 in Israel. Erstmals seit dem denkwürdigen 1:1-Remis aus dem Jahr 2001.

Heute Redaktion
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Erstmals seit über 17 Jahren trifft Österreich wieder auf Israel. Am 27. Oktober 2001 holte das ÖFB-Team und Otto Baric ein denkwürdiges 1:1 in Tel Aviv, schaffte damit den Sprung ins Play-off für die WM 2002. Dank Torschütze Andi Herzog, der jetzt die Israelis betreut.

Das später als "Skandalspiel" bezeichnete Duell sorgte schon Wochen vor dem Anfpiff für Schlagzeilen. Die Partie in Tel Aviv war eigentlich für den 7. Oktober angesetzt, wurde aber verschoben, nachdem ein von Tel Aviv gestartetes russisches Flugzeug irrtümlich am 4. Oktober über dem Schwarzen Meer abgeschossen worden war.

Neun Spieler sagten ab

Danach weigerten sich neun Spieler (Roland Kirchler, Walter Kogler, Ali Hörtnagl, Robert Ibertsberger, Edi Glieder, Martin Hiden, Christian Mayrleb, Didi Kühbauer und Günther Neukirchner) wegen Sicherheitsbedenken, die Reise nach Israel anzutreten. Sie wurden als die sogenannten "Israel-Verweigerer" bezeichnet.

Der ÖFB hatte den Spielern die Teilnahme an der Reise in den Nahen Osten freigestellt. Die neun Kicker wurden als "Abtrünnige" und "Fahnenflüchtige" bezeichnet. "Ich bin menschlich sehr enttäuscht. Sie lassen die Mannschaft in einer der wichtigsten Stunden im Stich", hatte Teamchef Baric die Absagen kommentiert.

Auch Herzog enttäuscht

Auch der damalige ÖFB-Kapitän und jetzige Israel-Teamchef Andi Herzog hatte sich geärgert. "Es tut mir leid, nicht mit der stärksten Mannschaft antreten zu können. Ich habe alles versucht, die Spieler umzustimmen. Aber zwingen kann man niemanden, das muss jeder mit seinem Gewissen selbst ausmachen."

Kühbauer wehrte sich

Kühbauer hatte sich daraufhin gewehrt, nahm auch die FIFA, die das Spiel gerade einmal einen Monat nach den Terroranschlägen auf das New Yorker World Trade Center nicht absagte, in die Pflicht. "Wir lassen das Team in dieser schweren Stunde nicht im Stich. Die FIFA lässt uns hängen, indem sie uns zwingt, in der derzeitigen politischen Situation in ein solches Land zu reisen."

Sportlich war die Lage eindeutig: Mit einem Punkt würde das rot-weiß-rote Team als Gruppen-Zweiter das Play-off-Ticket fixieren. Spanien hatte Platz eins bereits abgesichert. So kam es dann auch. Die israelische Führung durch Shimon Gershom (56.) glich Herzog in der allerletzten Minute per Freistoß aus – 1:1. Österreich hatte den Punkt, stieg ins Play-off auf. Dort kam gegen die Türkei nach zwei Pleiten (0:1, 0:5) das Aus.

Die Aufstellung

Die ÖFB-Aufstellung in Israel: Franz Wohlfahrt - Zeljko Vukovic, Thomas Winklhofer, Gerald Strafner (69. Roman Wallner), Gilbert Prilasnig - Markus Schopp (60. Stefan Lexa), Markus Hiden, Ivica Vastic, Andreas Herzog, Richard Kitzbichler (74. Tomislav Kocijan) - Mario Haas. (wem)