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1. Todestag von Niki Lauda: "Er schien es zu ahnen"

Heute Redaktion
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    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. 

Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    (Bild: picturedesk.com)

    In der Nacht zum 20. Mai 2019 starb Niki Lauda im Kreis seiner engsten Familie, nur zwölf Wochen nach seinem 70. Geburtstag. In einer neuen Biografie erinnern sich Freunde und Weggefährten an die letzten Runden im ereignisreichen Leben von Österreichs großem Sport-Helden. "Heute" zeigt Auszüge daraus.

    Niki Lauda hatte den Feuerunfall am Nürburgring überlebt, überstand zwei Nierentransplantationen. Als Aufsichtsratschef von Mercedes ging es ihm ab Mai 2018 schlechter. Gerhard Berger erinnert sich an diese Zeit: "Es war beim Großen Preis von Monaco 2018 – Niki war auf seiner Jacht, die im Hafen lag. Er rief mich an und sagte, dass es ihm nicht gut gehe, und bat mich, einen Arzt für ihn zu finden. Er meinte, dass er sich eine Lungeninfektion zugezogen und Atemprobleme habe.

    "Niki, du bist verrückt! Was machst du hier?" - Gerhard Berger, Ex-Formel-1-Pilot, Unternehmer

    Ich rief die rechte Hand von Prinz Albert (Anm.: regierender Monarch des Fürstentums Monaco) an und bat ihn um Hilfe. Man brachte Niki ins Krankenhaus, gab ihm Antibiotika und Spritzen und kümmerte sich um ihn. Am nächsten Morgen ging ich durchs Fahrerlager und sah Niki in einer Ecke im Schatten stehen. 'Niki! Du bist verrückt! Was machst du hier?' – 'Nein, nein', entgegnete er. 'So ist es besser, ich muss arbeiten.' Was soll man so einem Menschen sagen? Das war typisch Niki. Aber er sah wirklich nicht gut aus."

    Laudas Beschwerden wurden schlimmer. Im August 2018 wurden ihm im Wiener AKH beide Lungenflügel transplantiert. Unmittelbar davor war er mit seinen Freunden Attila Dogudan, Gernot Schaffler und Toto Wolff auf Ibiza. Der Mercedes-Teamchef erzählt: "Wir vier hatten beschlossen, einmal im Jahr – ohne unsere Familien – gemeinsam irgendwo drei Tage zu verbringen, an denen wir einfach zusammen Spaß haben konnten. Es hatte sich vorher eine Tragödie ereignet: Einer unserer Freunde hatte Selbstmord begangen. Deshalb wollten wir uns gegenseitig stützen. Wir hatten vereinbart, dass wir nach Silverstone drei Tage auf Nikis Boot verbringen wollten, das vor Ibiza lag. Ich flog Montagnacht hin, und wir aßen auf der Jacht zu Abend. Nikis Husten hörte sich nicht mehr so schlimm an, war aber eben immer noch nicht weg. Der Abend war toll.

    "Wir tranken ordentlich. Es war ein echter Männerabend" – Toto Wolff, Motorsportchef Mercedes

    Um zwei Uhr morgens sagte Niki: 'Lasst uns zu Pacha gehen!' Das ist ein sehr berühmter Nachtclub auf Ibiza, der für sein Flower-Power-Ambiente im Stil der 1970er-Jahre bekannt ist. Wir tranken ordentlich; es war ein richtiger Männerabend, an dem wir uns noch mal wie junge Kerle fühlten. Mir schien, als ob Niki wieder diesen … wie soll ich sagen … sechsten Sinn hatte, den ich schon erwähnt habe. Er schien zu ahnen, was ihm bevorstand. Am nächsten Tag sagte er, dass er sich nicht besonders gut fühle. Am darauffolgenden Morgen sagte er, dass es ihm richtig schlecht gehe und wir ihm helfen müssten, nach Wien zurückzukehren. Wir flogen zu viert in meinem Flugzeug zurück und Gernot brachte ihn anschließend gleich ins Krankenhaus. Man teilte uns mit, dass seine Lungenfunktion auf zehn Prozent gesunken war. Das blöde Virus hatte die Lunge angegriffen. Im Krankenhaus wurden ihm beide Lungenflügel transplantiert."

    Lauda überstand die schwere OP, quälte sich in der Reha, schien sich zu erholen. Doch eine schwere Grippe setzte ihm Ende 2018 zu. Lauda kam zur Dialysebehandlung ins Universitätsspital Zürich. Berger war bei ihm: "Ich war wohl einer der wenigen, die ihn im Krankenhaus besuchen durften. Seiner Familie kam ich dabei sehr nahe. Ich muss sagen, dass Lukas unglaublich war. An jedem einzelnen Tag war er dort, die ganze Zeit über blieb er am Bett seines Vaters und war für ihn da. Er hätte sich nicht besser um ihn kümmern können."

    "Er brauchte mich dort – es war gut, bei ihm zu sein." – Lukas Lauda, Sohn, 40

    Lukas Lauda erinnert sich: "Ich war von Anfang an bis zum Ende immer bei ihm. Er brauchte mich dort, und es war gut, bei ihm zu sein. Es war sehr schwierig, er hatte viel Pech mit den Bakterien, die sich in seiner Lunge eingenistet hatten. Es gab auch einige gute Tage, aber mir war bewusst, dass es höchst unwahrscheinlich war, dass er wieder ganz gesund werden würde."

    Am 20. Mai verstarb Niki Lauda im engsten Kreis seiner Familie im Spital in Zürich.

    Picture

    Die neue Niki Lauda-Biografie von Maurice Hamilton (Edel Books, 400 Seiten) ist am 4. Mai erschienen.

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