Die Wiener Grünen üben scharfe Kritik an SPÖ und Neos. Hintergrund ist das Koalitionsversprechen, bis zum Ende der letzten Amtsperiode 500 zusätzliche Deutschförderkräfte in Wiens Kindergärten einzusetzen. Das Ziel wurde nicht erreicht, wie eine aktuelle Anfragebeantwortung zeigt. Mit Stichtag 11. Juni 2025 waren lediglich 404 Sprachhelfer im Einsatz – das entspricht rund 300 Vollzeitstellen.
"500 neue Deutschförderkräfte haben SPÖ und Neos bis zum Ende ihrer ersten Amtsperiode versprochen – daran ist die Stadtregierung gescheitert", erklären die Grünen-Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler.
Laut der Erhebung gibt es in 622 Kindergärten Sprachförderbedarf. Tatsächlich besetzt wurden aber nur 364 Standorte, 258 Einrichtungen gingen leer aus. Damit bleibt fast die Hälfte aller Kindergärten mit Bedarf ohne Unterstützung. "Damit lässt Rot-Pink weiterhin tausende Kinder im Stich", kritisieren Malle und Stadler.
Besonders betroffen sind Kinder mit zusätzlichem Sprachförderbedarf: Im Kindergartenjahr 2024/25 waren es rund 16.800 von insgesamt 81.500. Besonders groß ist der Bedarf in Favoriten (93 Förderkräfte), Floridsdorf (63) und Donaustadt (54). In den inneren Bezirken liegt die Zahl dagegen oft nur im einstelligen Bereich.
Die Grünen sprechen von einem "Systemversagen in der Deutschförderung". Mit dem "Schneckentempo" beim Ausbau der Förderung werde die Wiener Bildungskrise nicht gelöst, so die Oppositionspartei. Sie warnen vor langfristigen Folgen für Kinder, Eltern und Pädagogen.
ÖVP-Klubobmann Harald Zierfuß wirft der Stadt vor, das Ziel von 500 Sprachförderkräften klar verfehlt zu haben. "Tatsache ist, dass nur rund 300 vollzeitbeschäftigte Sprachförderkräfte eingesetzt waren. Selbst wenn man die Köpfe zählt, hat man das Ziel klar verfehlt", so Zierfuß. Auch das Wahlkampfversprechen von Bürgermeister Ludwig über 1.000 Kräfte sei nicht ins Regierungsprogramm gekommen.
Zierfuß warnt, dass bereits die Hälfte der Schulanfänger nicht ausreichend Deutsch könne, obwohl viele von ihnen zwei Jahre einen Wiener Kindergarten besucht haben. Die ÖVP fordert deshalb eine verpflichtende Sprachstandserhebung, Kindergartenpflicht für 3-Jährige mit Förderbedarf sowie strengere Qualitätsstandards wie ein besserer Betreuungsschlüssel und C1-Deutsch für das gesamte Personal.
Seit 2020 wurden rund 360 Personen im Lehrgang "Im Dialog" zu Sprachförderkräften ausgebildet. Voraussetzung ist ein C1-Deutschniveau und laufende Fortbildungen. Zusätzlich helfen externe Partner wie der Verein Startklar mit acht Kräften und das Rote Kreuz mit 62 Lesepaten.
Neben den Förderkräften sind auch acht Sprachberater an 54 Standorten im Einsatz. Sie verfügen über eine pädagogische Ausbildung oder ein einschlägiges Studium und absolvieren ebenfalls verpflichtende Weiterbildungen.