Bislang konnten sich rund 2.700 Betroffene auf den Fonds Soziales Wien (FSW) verlassen. Dieser übernahm die Kosten für die Jahreskarte vollständig. Für Blinde und Sehbehinderte bedeutete das: freie Fahrt durch die Stadt, ohne zusätzliche Belastung.
Doch damit ist ab 2026 Schluss. Im Zuge der großen Tarifreform der Wiener Linien wird nicht nur die normale Jahreskarte von 365 auf 467 Euro angehoben – auch die bisherige Vollförderung für Blinde wird gestrichen. Ab Jänner müssen sie ein "Spezialticket" für 300 Euro lösen.
Der Spareffekt für die Stadt hält sich in Grenzen. Laut FSW beanspruchen derzeit nur rund 2.700 Menschen die Förderung. Das bedeutet: Wien spart gerade einmal 800.000 Euro – bei einem Gesamtbudget von 20 Milliarden Euro!
Auch die Grünen Wien schalten sich in die Debatte ein. Parteichefin Judith Pühringer spricht von einem weiteren Beispiel für "planloses Kürzen von Rot-Pink". Die Stadt streiche blinden und sehbehinderten Menschen die bisher kostenlose Öffi-Karte und verlange stattdessen künftig 300 Euro im Jahr.
"Der rote Vorschlaghammer trifft damit gezielt blinde und sehbehinderte Menschen. Dass die SPÖ ihr Vorgehen und die massive Öffi-Verteuerung in Wien als 'sozial treffsicher' verteidigt, macht angesichts solcher Maßnahmen sprachlos", so Pühringer. Mit diesem "herzlosen Vorgehen" lasse Rot-Pink Menschen im Stich, die ohnehin täglich mit Barrieren kämpfen. "Was Rot-Pink hier macht, ist das Gegenteil von Inklusion. Die Stadtregierung muss sofort einlenken und diese Kürzung zurücknehmen."
Die Wiener Linien verteidigen die neue Regelung. Erstmals gebe es für alle Behinderten ab 70 Prozent Invalidität eine "Jahreskarte Spezial". Sie soll einen "spürbaren Rabatt, dauerhaft, unkompliziert und verlässlich" sichern.
Doch der Haken ist offensichtlich: Vergünstigungen gibt es nur bei der Jahreskarte. Wer einzelne Tickets braucht, muss den vollen Preis zahlen. Einziger Trost: Eingetragene Begleitpersonen dürfen auch künftig gratis mitfahren. Für viele Betroffene sei das aber kein Ersatz für die Streichung ihrer bisherigen Gratis-Jahreskarte.