Max Eberl sprach im Jänner über die Verhandlungen einer Vertragsverlängerung mit Klub-Ikone Thomas Müller. Wochen später gab der Verein dann bekannt, dass der Weltmeister von 2014 keinen neuen Kontrakt beim Verein erhalte. Das kratzte an Eberls Ansehen, die Glaubwürdigkeit des 51-Jährigen hat stark gelitten. Und auch in den letzten Wochen hat der umstrittene Bayern-Vorstand nur wenig unternommen, um sein angeknackstes Image wieder aufzupolieren.
Der Sportvorstand rückte vor allem durch den Ibiza-Trip der Münchner Mannschaft zu Wochenbeginn in den Fokus. Eberl hatte nämlich vergangene Woche, als die Bayern ebenso schon Meister werden konnten, den Trip seiner Spieler auf die Balearen-Insel gestrichen. "Das gehört sich nicht. Der Wettbewerb läuft noch", so der 51-Jährige vor dem 3:3 gegen RB Leipzig. Durch den Umfaller von Verfolger Bayer Leverkusen wurden die Münchner dann Couch-Meister. Nach dem 2:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach jetteten Müller, Manuel Neuer, Konrad Laimer und Co. dann trotzdem per Privatflieger auf die Partyinsel, auch wenn die Bundesliga noch im Gang ist, die letzte Liga-Runde gegen Hoffenheim auf dem Programm steht. Für die Elf von Christian Ilzer geht es um den Klassenerhalt.
"Vergangene Woche standen noch viele Entscheidungen in der Liga an, auf die unsere Ergebnisse Einfluss hatten. Die Konstellation ist nun eine andere, daher haben wir dem Vorhaben der Spiele, ihre zweieinhalb freien Tage gemeinsam zu verbringen, jetzt nicht widersprochen", hatte sich der 51-Jährige zuletzt bei "Sky" gerechtfertigt. "Wir haben nur noch ein Spiel vor der Brust und die Spieler sind Vollprofis, sie wissen genau, worum es da geht", ist Eberl überzeugt.
Womöglich könnte der Trip im Privatjet aber dem einen oder anderen Spieler noch in den Knochen stecken. Darauf deutete zumindest eine Wortmeldung von Joshua Kimmich, selbst Teil der Ibiza-Reisegruppe, im Mittwochs-Training der Münchner hin. "Es war nicht gut auf Ibiza für dich, war zu viel für dich", schrie der Mittelfeld-Motor laut "Bild" deutlich hörbar über den Platz. Wen er damit meinte? Unklar.
Ebenso unklar ist noch die Zukunft von Deutschlands Teamspieler Florian Wirtz. Der Abschied von Bayer Leverkusen scheint in diesem Sommer besiegelt zu sein, die Bayern – und damit Eberl – buhlen ganz intensiv um den Offensivmann, sind damit aber nicht die einzigen. Denn auch die England-Schwergewichte Manchester City und Liverpool sollen im Rennen sein. Leverkusen verlange stolze 150 Millionen Euro für Wirtz, die "Skyblues" sollen jedenfalls bereit sein, näher an diese Summe heranzukommen, als Bayern. Sogar von einem Grundsatzübereinkommen ist bereits die Rede.
Mehr noch: Einem Bericht der "Sport Bild" zufolge hat Bayerns Aufsichtsrat Eberl die Aufgabe geben, die eingeplante 100 Millionen Euro hohe Ablöse für Wirtz – mehr wollen die Bayern nicht in die Hand nehmen – durch Spielerverkäufe zu refinanzieren. Der Klub wolle demnach kein zusätzliches Geld in die Hand nehmen, kein finanzielles Risiko eingehen – eine Bewährungsprobe für Eberl. Auch wenn die Bayern auf 2026 warten würden, sollte ein Wirtz-Wechsel in diesem Sommer nicht finanzierbar sein. Ein offizielles Angebot vonseiten der Münchner für den 22-Jährigen gibt es aktuell aber nicht.
All das bringt Eberl nun in Bedrängnis, meldet zumindest die "tz". Demnach sei in einer Aufsichtsratssitzung des deutschen Meisters Gegenwind aufgekommen, es sei über die Rolle des 51-Jährigen diskutiert worden. Eberls Verhältnis zur Mannschaft sei "angespannt".
Deshalb, so heißt es, würde der Münchner Sportvorstand nun "auf Bewährung" arbeiten, sei eine vorzeitige Trennung wieder ein Thema. Dann könnten Ex-Salzburg-Boss Christoph Freund, aktuell Sportdirektor in München, und Vorstand Jan-Christian Dreesen übernehmen.