Mehrere Siebentausender hat sie bereits erfolgreich bestiegen. Ausgerechnet der "Siegesgipfel" wird wohl ihr letzter sein. Die Russin Natalia Nagovitsyna (47) erklomm am 12. August den Jengish Chokusu in Kirgisistan, mit 7.439 Metern der höchste Berg des Tian-Shan-Gebirges.
Beim Abstieg passierte es dann: Mitten in der Todeszone, auf rund 7.000 Metern Höhe, rutschte sie aus und brach sich das Bein. Seither schlugen alle Rettungsversuche aufgrund der widrigen Bedingungen fehl. Ein Hubschrauber musste notlanden, Bergsteiger-Kollege Luca Sinigaglia starb am 15. August beim Versuch, sie zu retten.
Einem Team gelang es immerhin, sie mit Vorräten zu versorgen, das Wetter ließ seitdem aber keine Evakuierung zu. Ganze zweimal hatte Sinigaglia seiner Freundin noch Nahrung, einen Schlafsack, Gaskocher und Sauerstoff gebracht, ehe er selbst an Unterkühlung und Sauerstoffmangel in einer kleinen Höhle starb.
"Er hätte nie jemanden zurückgelassen, vor allem nicht Natalia, mit der er sehr eng verbunden war", schreibt seine Schwester Patrizia. "Es war eine Tat, auf die man stolz sein kann, die ihm leider nicht ermöglichte, zu uns zurückzukehren. Aber das war Luca."
Wie der "Stern" berichtet, hatte Natalia schon zuvor ihren Ehemann bei einem gleichgelagerten Unglück verloren. Auch damals war Luca Sinigaglia als Retter dabei, ein Kamerateam begleitete die Bergsteiger.
Ob Nagowizina noch lebt, ist unklar. "Ich denke nicht, weil sie seit dem 12. August dort oben ist – zählen Sie selbst, wie viel Zeit vergangen ist", sagt Dmitri Grekow, Leiter des Basislagers und Chef der Rettungsaktion, gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass. Er dämpft die Hoffnungen auf ein glückliches Ende: "Es ist unrealistisch, in dieser Höhe zu überleben."
