Auf dem 7.439 Meter hohen Pik Pobeda (Dschengisch Tschokusu), dem höchsten Berg Kirgisistans, spielt sich eine Tragödie ab. Die russische Bergsteigerin Natalia Nagowizina (47) sitzt seit 12 Tagen mit einem gebrochenen Bein und ohne ausreichende Versorgung in der lebensfeindlichen Todeszone fest.
Temperaturen von bis zu minus 23 Grad, tobende Stürme und schlechte Sicht machten alle Rettungsversuche unmöglich. Am Sonntag gaben die Einsatzkräfte auf und stellten die Mission endgültig ein.
Der erfahrene italienische Alpinist Luca Sinigaglia (49) hatte am 15. August der Russin noch einen Schlafsack, ein Zelt, Lebensmittel, Wasser und einen Gaskocher gebracht. Doch kurz darauf starb er selbst an Unterkühlung und Sauerstoffmangel.
Mehrfach versuchten Rettungsteams, Nagowizina zu erreichen. Ein Helikopter des kirgisischen Verteidigungsministeriums musste am 16. August bei einem Einsatz in großer Höhe eine harte Notlandung durchführen. Alle Menschen an Bord überlebten, einige wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.
Ein weiterer Helikopter musste wegen Nullsicht umkehren. Auch der Versuch einer Bergung zu Fuß scheiterte. Ein Team um den erfahrenen Bergsteiger Vitali Akimow kam bis auf rund 1.100 Meter an ihren Standort heran, musste die Rettungsaktion jedoch abbrechen, weil Akimow nach der harten Notlandung mit dem Helikopter unter starken Rückenschmerzen litt.
Ob Nagowizina noch lebt, ist unklar. "Ich denke nicht, weil sie seit dem 12. August dort oben ist – zählen Sie selbst, wie viel Zeit vergangen ist", sagt Dmitri Grekow, Leiter des Basislagers und Chef der Rettungsaktion, gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass. Er dämpft die Hoffnungen auf ein glückliches Ende: "Es ist unrealistisch, in dieser Höhe zu überleben."