Der australische Premierminister Anthony Albanese wirft dem Iran vor, antisemitische Angriffe in Australien organisiert zu haben. Mindestens zwei solcher Taten habe die Islamische Republik in Auftrag gegeben, sagte Albanese am Dienstag. Dabei handelte es sich laut dem australischen Inlandsgeheimdienst Asio um einen Brandanschlag auf ein koscheres Lebensmittelunternehmen in Sydney sowie einen weiteren auf die Synagoge Adass Israel in Melbourne im Dezember. Australien brach deshalb die diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab. Die iranische Regierung bestritt die Vorwürfe.
"Der Asio hat genügend glaubwürdige Informationen gesammelt, um zu einem zutiefst beunruhigenden Schluss zu kommen", sagte Albanese. Ein ausländischer Staat habe gefährliche Aggressionen auf australischem Boden inszeniert. "Es waren Versuche, den sozialen Zusammenhalt zu untergraben und Zwietracht in unserer Gemeinschaft zu säen. Das ist völlig inakzeptabel." Seit Beginn des Gaza-Krieges 2023 stieg in Melbourne und Sydney die Zahl der antisemitischen Vorfälle.
Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums wies die Vorwürfe zurück. Er deutete an, sie stünden in Zusammenhang mit der australischen Ankündigung, einen Staat Palästina anzuerkennen, und der Kritik daran. "Es sieht so aus, als ob diese Aktion, die sich gegen den Iran, die Diplomatie und die Beziehungen zwischen den beiden Nationen richtet, eine Kompensation für die Kritik der Australier am zionistischen Regime darstellt", teilte Ministeriumssprecher Esmail Baghaei mit.
Die australische Regierung wies den iranischen Botschafter Ahmad Sadeghi aus. Australische Diplomaten im Iran würden in andere Länder versetzt, kündigte Albanese an. Australier im Iran wurden auf die Schließung der Botschaft hingewiesen und aufgefordert, eine baldige Ausreise in Erwägung zu ziehen. "Ausländer im Iran, darunter Australier und Personen mit australisch-iranischer Staatsangehörigkeit, sind einem hohen Risiko willkürlicher Inhaftierung oder Verhaftung ausgesetzt", hieß es in der Warnung.
Außenministerin Penny Wong sagte, Canberra werde einige diplomatische Kanäle für Teheran offen lassen, um Australiens Interessen zu wahren. Sie erklärte, es sei das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass Australien einen Botschafter ausweise.
Der Regierungschef kündigte zudem an, die iranische Revolutionsgarde zu einer Terrororganisation zu erklären. Die paramilitärische Revolutionsgarde des Iran wurde in den Jahrzehnten ihres Bestehens immer wieder beschuldigt, im Ausland Anschläge verübt zu haben, bestreitet jedoch weitgehend jegliche Beteiligung.
Weder Asio-Direktor Mike Burgess noch Albanese erläuterten, welche Beweise es für eine iranische Beteiligung gebe. Burgess sagte aber, es seien keine iranischen Diplomaten in Australien beteiligt gewesen. Die Revolutionsgarde habe die Anschlagspläne über eine Reihe von ausländischen Vermittlern an Koordinatoren weitergegeben, die dann Australier beauftragt hätten.
Ein Sprecher der jüdischen Gemeinden in Australien begrüßte die Einstufung der Revolutionsgarde als Terrorgruppe. Die Angriffe hätten sich gezielt gegen jüdische Australier gerichtet, ein Gotteshaus zerstört, Schäden in Millionenhöhe verursacht und die Gemeinde in Angst und Schrecken versetzt, hieß es in der Mitteilung.
Erst eine Woche zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Albanese als "schwachen Politiker" bezeichnet, "der Israel verraten" habe, indem er einen palästinensischen Staat anerkannte. Albanese kündigte am 11. August an, die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch seine Regierung werde im September bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen formalisiert.