Ein Kellner in einer Pizzeria in Wien-Rudolfsheim, der den israelischen Cellisten Amit Peled (52) und seine Kollegen nicht bedienen wollte, weil sie Hebräisch sprachen (der Besitzer bestreitet den Vorwurf vehement) und ein israelisches Paar, das aufgrund des Passes eines Tiroler Campingplatzes verwiesen wurde (der Campingplatz-Betreiber spricht von nicht anständigem Verhalten): Die Anzahl an antisemitischen Vorfällen steigt – "Heute" berichtete mehrfach.
Im Jahr 2024 registrierte die Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) insgesamt 1.520 antisemitische Vorfälle. Im Vergleich zum Jahr davor (1.147 Vorfälle) entspricht dies einem Anstieg um 32,5 Prozent.
Beim Großteil der Fälle (626) handelt es sich um verletzendes Verhalten, also antisemitische Beschimpfungen, Äußerungen, Kommentare und Botschaften, die persönlich, telefonisch oder schriftlich erfolgen. 616 Fälle betrafen Massenzuschriften wie Briefe und E-Mails, Postings auf Social-Media-Plattformen, aber auch Zeitungen, Magazine und Blogs. Weiters wurden 216 Sachbeschädigungen, 38 Bedrohungen und 24 physische Angriffe verzeichnet.
Und wie es aussieht, werden die Zahlen weiter steigen: "In den vergangenen Tagen ist ein signifikanter Anstieg gemeldeter antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen. Täglich gibt es judenfeindliche Beschmierungen, Hasskommentare online oder Bedrohungen auf der Straße", heißt es auf "Heute"-Anfrage seitens der IKG. Um wie viele Meldungen es sich genau handelt bzw. wie hoch der (prozentuale) Anstieg derzeit ist, konnte allerdings nicht beantwortet werden.
Laut IKG würden oft Juden, die wegen ihrer Kleidung als solche erkennbar sind, Dienstleistungen verweigert: "Zuletzt etwa gehäuft Taxilenker, die jüdische Gäste nicht mitnahmen. Viele dieser Vorfälle sind Folge von Hetze gegen Israel, verbreitet in Medien und von einzelnen Spitzenpolitikern legitimiert."
Betroffene können sich an die Antisemitismus-Meldestelle wenden, auch in den Pizzeria-Fall sei man involviert: "Wir stehen mit den betroffenen Personen in Kontakt, unterstützen und beraten diese", heißt es von der IKG.
Wie es im Jahresbericht der Meldestelle heißt, hat der Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023 (Terrorangriff der Hamas auf Israel mit 1.182 Todesopfern, Anm.) massiv zugenommen, "auf der Straße, im Netz, in den Medien, aber auch in Teilen von Politik, Medien und Zivilbevölkerung". Bis heute seien das belastende Gefühl und die durchgehende Angst im Alltag präsent.