"Letzte Generation" im Visier

Gegen Klimakleber laufen noch 4.000 Verfahren

Vor einem Jahr stellte die "Letzte Generation" ihre Proteste ein. Juristisch ist das Kapitel noch nicht abgeschlossen: Über 4.000 Verfahren laufen.
Christoph Weichsler
29.07.2025, 11:51
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Sie klebten sich auf Straßen, sorgten für Mega-Staus – und wollten den Klimaschutz in der Verfassung sehen. Die "Letzte Generation" sorgte in den letzten Jahren mit ihren Aktionen für Aufsehen. Seit rund einem Jahr ist es still um die Gruppe. Der Protest ruht – doch juristisch geht es erst richtig los.

Laut eigenen Angaben sind aktuell mehr als 4.000 Verwaltungsverfahren gegen Aktivistinnen und Aktivisten anhängig – berichtet der "ORF".  Ein Großteil davon betrifft Wien. Allein beim Wiener Verwaltungsgericht laufen Verfahren gegen 370 Personen. Pro Person können gleich mehrere Anzeigen eingebracht worden sein.

50 bis 1.000 Euro pro Verfahren

Zur Last gelegt wird den Aktivisten zumeist ein Verstoß gegen §76 Abs. 1 der Straßenverkehrsordnung – das Betreten der Fahrbahn ohne triftigen Grund. Die Strafen bewegen sich zwischen 50 und 1.000 Euro. Einige haben bereits Berufung eingelegt – viele Verfahren laufen noch.

Ex-Sprecher Florian Wagner zeigt sich gegenüber dem "ORF" ernüchtert: "Wir wollten aufwecken, aber viele haben uns falsch verstanden." Der Wille zur Mobilisierung sei geschwunden. Die Bewegung sei an ihre Grenzen gestoßen – auch finanziell.

Haft statt Zahlung – 15 sitzen ein

Denn wer nicht zahlt, muss absitzen: Rund 15 Personen mussten oder müssen bereits in Ersatzhaft. Wagner berichtet von einem Freund, der trotz 50-Stunden-Job im Gastrobereich über 10.000 Euro Strafen angesammelt hat – und diese schlicht nicht begleichen kann. Er landete im Polizeianhaltezentrum.

Die Klimabewegung insgesamt hat an Schwung verloren. "Der Fokus ist weg vom Klima", sagt Teresa Tausch von "Wir fahren Gemeinsam". Die Initiative setzt auf andere Wege und unterstützt Menschen in klimarelevanten Jobs – etwa Buslenker. Blockieren sei nicht ihr Stil.

Zukunft ungewiss – Rückzug statt Revolte

2019 – auf dem Höhepunkt der "Fridays for Future"-Bewegung – war Klimaschutz in aller Munde. Doch Pandemie, Krieg und Inflation drängten das Thema in den Hintergrund. Auch die "Letzte Generation" musste sich eingestehen: Die Menschen lassen sich nicht zwingen, sich zu kümmern.

"Wir wollten nicht Schuldige finden, sondern Lösungen", so Wagner. Der Druck durch Verfahren und fehlende öffentliche Unterstützung habe die Gruppe zermürbt. Ob sie jemals zurückkommt? "Das wird sich zeigen", heißt es aus Aktivistenkreisen.

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