IKG schlägt Alarm

Drastischer Anstieg bei antisemitischen Vorfällen

Im Vergleich zu 2023 sind die antisemitischen Vorfälle in Österreich im Jahr 2024 um ein Drittel gestiegen. IKG-Präsident Oskar Deutsch schlägt Alarm.
Newsdesk Heute
23.04.2025, 12:28

Der am Mittwoch veröffentlichte Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle der Israelischen Kultusgemeinde Wien zeigt einen deutlichen Anstieg bei antisemitischen Vorfällen in Österreich auf. Im Vorjahr seien insgesamt 1.520 Vorkommnisse registriert worden. Im Vergleich zum Jahr 2023 (1.147 Meldungen) bedeutet dies einen Anstieg von 32,5 Prozent.

Laut IKG-Präsident Oskar Deutsch sei nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 eine "regelrechte Welle an Antisemitismus hereingebrochen". Deutsch vermute, dass die Dunkelziffer der antisemitischen Vorfälle noch viel höher sei.

"Neue Realität"

Dem IKG-Präsidenten zufolge sei dies eine "neue Realität", die aus "Sorgen und Angst, Polizeipräsenz und massiven Sicherheitsbedenken besteht". Man müsse nun "gegen dieses Krebsgeschwür Antisemitismus" ankämpfen. Es gehe hierbei nicht um Zahlen, sondern um Menschen. Als Beispiel nannte Deutsch etwa Kinder, die aufgrund ihrer Kleidung als Juden erkannt und von Jugendlichen körperlich attackiert wurden - oder Attacken auf einen Vater mit zwei Kindern nach dem Verlassen der Synagoge in Wien nach dem Abendgebet.

Zudem erzählte Deutsch von einem Kind, das wegen Anfeindungen am Schulweg nicht mehr in die Schule gehen möchte. "Wir werden uns nie daran gewöhnen", kommentierte der IKG-Präsident die von ihm erwähnten Beispiele.

Viele Fälle nicht zuordenbar

Betrachtet man die 1.520 gemeldeten Fälle genauer, waren 24 davon physischer Natur. Insgesamt 38 waren Bedrohungen, zudem wurden 216 Fälle von Sachbeschädigung, 616 Fälle von Massenzuschriften und 626 Fälle von verletzendem Verhalten verzeichnet.

Vom ideologischen Hintergrund der Angriffe aus betrachtet waren 30,8 Prozent der Vorkommnisse (468 Fälle) nicht zuordenbar. Insgesamt 29,8 Prozent (453 Fälle) hatten einen muslimischen Hintergrund, 24,7 Prozent (376 Fälle) einen linken und 14,7 Prozent (223 Fälle) einen rechten Hintergrund.

"Nicht von Antisemiten vergraulen lassen"

Deutsch zufolge sei es den Opfern egal, ob der Angreifer ein Nazi oder ein Islamist sei. Der IKG-Präsident sieht alle Seiten gefordert, gegen antisemitische Vorfälle vorzugehen. Er gehe nicht davon aus, dass der Antisemitismus verschwinden werde, aber man müsse ihn auf ein "erträgliches Maß reduzieren" können.

Des Weiteren gab sich Deutsch kämpferisch. Jüdisches Leben werde nicht aus der Öffentlichkeit verschwinden, gerade in einer herausfordernden Zeit sei es notwendig, noch mehr Präsenz zu zeigen, so der IKG-Präsident. Man werde sich nicht von Antisemiten – egal von welcher Seite – vergraulen lassen.

IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele zeigte sich über die "Verrohung" und steigenden physischen Übergriffe erschreckt. Auch, dass sowohl die Täter und Täterinnen als auch die immer jünger werden, bereite ihm Sorgen.

VP-Pröll: "Dringender Weckruf"

Angesichts der steigenden Antisemitismus-Zahlen kündigte der Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Alexander Pröll (ÖVP), einen neuen Maßnahmenplan an. Der Bericht sei als ein "dringender Weckruf" zu verstehen. In einer Aussendung meinte Pröll, dass vor allem der Anstieg antisemitischer Vorfälle in Zusammenhang mit Israel alarmierend sei.

Es sei "inakzeptabel, dass sich immer mehr Menschen in Österreich durch die Politik Israels zu Antisemitismus legitimiert fühlen", sagte der Staatssekretär. Die jüdischen Gemeinden sollen in der Bundesregierung einen verlässlichen Partner haben. Ihm zufolge brauche es diesbezüglich eine entsprechende Adaptierung der Nationalen Strategie. Der Maßnahmenplan soll noch heuer vorgestellt werden.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 23.04.2025, 14:09, 23.04.2025, 12:28
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