Am 17. November verkündete Manfred Juraczka (56), sein Mandat als Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat zurücklzuegen. "Nach vielen Jahren in führender Verantwortung – als Parteiobmann der Wiener Volkspartei, Klubobmann und Landtagspräsident – schließt er dieses Kapitel dankbar ab und schlägt einen neuen Weg ein", hieß es damals in einer Aussendung der ÖVP.
An der Seite von Dominic Weiss, dem Leiter der Wirtschaftsagentur, wurde Juraczka zum zweiten Geschäftsführer bestellt. Das sorgte für Kritik, der Vorwurf des Postenschachers stand im Raum. Denn seine Besetzung erfolgte ohne Ausschreibung, die eigentlich erforderlich gewesen wäre.
Beanstandet wird zudem auch das Top-Gehalt von Juraczka – 14.000 Euro brutto monatlich: "Während die rot-pinke Stadtregierung mit drastischen Gebührenerhöhungen breite Teile der Gesellschaft trifft und bei den Ärmsten der Stadt erbarmungslos kürzt, sitzt das Steuergeld an anderer Stelle offensichtlich ganz locker. Wie wollen SPÖ und Neos den Wienern dieses völlig ungerechtfertigte Mega-Gehalt erklären?", hintergraft die Wiener Grünen-Chefin Judith Pühringer.
Auch die Budgetsprecherin der Wiener Grünen, Theresa Schneckenreither, sieht Handlungsbedarf: "14.000 Euro 14-mal im Jahr – das ist eine Verhöhnung aller Wiener, die jeden Tag unter den Kürzungen leiden. Mit den Lohnnebenkosten kommt der Stadt Wien und damit den Steuerzahler:innen dieses Spitzengehalt mit fast 250.000 Euro im Jahr teuer zu stehen. Gleichzeitig weigern sich SPÖ und Neos, endlich einen fairen Beitrag von Überreichen einzufordern."
Die Grünen haben daher in der Causa den Wiener Stadtrechnungshof eingeschaltet. "Unser Prüfersuchen an den Stadtrechnungshof zielt auf die Frage ab, wie die Entscheidung getroffen wurde, einen Geschäftsführer ohne Geschäftsführeraufgaben, aber mit Geschäftsführergehalt zu besetzen. Der Stadtrechnungshof wird untersuchen, ob hier effizient mit Steuergeldern umgegangen wurde oder nicht", so Pühringer und Schneckenreither abschließend.
Manfred Juraczka war von 2011 bis 2015 nicht amtsführender Wiener Stadtrat und von 2012 bis 2016 Landesparteiobmann der ÖVP Wien. Von November 2015 bis Juni 2018 war er zudem Klubobmann der Landtagsfraktion.