Bluttat vor Supermarkt

1,9 Promille, drei Tschick – dann stach Linzer zu

Ein Zeltbrand, ein Messer-Angriff, eine Prügel-Attacke: Ein 46-Jähriger steht in Linz wegen gleich zwei versuchten Morden vor Gericht.
Lea Strauch
05.08.2025, 12:16
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Er soll seiner Ex-Frau ein Messer in die Brust gerammt haben – und blieb am Dienstag trotzdem erstaunlich ruhig: Ein 46-jähriger Obdachloser steht wegen zweifachen Mordversuchs vor Gericht. Der Fall wird in zwei Verhandlungstagen am Landesgericht Linz behandelt.

"Ich wollte sie nicht töten, ich wollte ihr nur einen Denkzettel verpassen", soll der 46-Jährige schon bei der ersten Einvernahme gesagt haben. Davor verlor er seinen Job, versank in Schulden – und wurde schließlich obdachlos. Die Beziehung zu seiner Ex-Frau zerbrach laut Staatsanwältin am Alkohol, die Scheidung folgte.

Scharfe 11cm-Edelstahlklinge

Am 11. Dezember sei die Situation dann eskaliert. Der 46-Jährige habe zuerst sein Zelt in den Ebelsberger Traunauen angezündet, dann eine scharf geschliffene 11cm-Edelstahlklinge eingepackt. Damit ging er zu einem Supermarkt-Parkplatz und wartete dort auf die 31-Jährige. Er sei sofort auf sie zugegangen und habe zugestochen, so die Staatsanwältin – bis jetzt bestreitet der Beschuldigte eine Tötungsabsicht.

"War auf Ketamin und Alkohol"

Vor Gericht schilderte seine Verteidigerin, dass der 46-Jährige in den vergangenen Jahren viel verloren habe. Der Alkohol habe ihn "sein Leben lang begleitet", erklärt er selbst. Später kamen auch andere Drogen dazu.

Auch während des Angriffs auf seine Ex-Frau hatte der Angeklagte 1,9 Promille – und das schon in den Morgenstunden. "Ich war schwer auf Ketamin und Alkohol", gesteht er. Eigentlich habe er mit seiner Ex reden wollen. Er habe "zwei, drei Zigaretten lang" auf dem Parkplatz gewartet. Als die Frau aus dem Auto stieg, stach er laut Anklage zu. "Ich habe nur in meine Jacke gegriffen und dann im Endeffekt zugestochen."

Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe

Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

"Das ist absoluter Wahnsinn"

Warum? Das könne er sich selbst nicht erklären. Auch der zweite Tatvorwurf wiegt schwer: Im Juni 2024 soll er einen anderen Obdachlosen am Linzer Hauptbahnhof attackiert haben. Ein Video zeigt, wie er den Mann anschreit, ihn niederdrückt und mit Fäusten sowie Fußtritten attackiert. Der Angeklagte sagte, er habe erst am nächsten Tag erfahren, was passiert ist.

Immer wieder stellte der Richter die Frage, ob sich der Angeklagte für einen "gefährlichen Menschen" halte. Der 46-Jährige verneinte. "Sie treten einfach ganz wild auf einen am Boden liegenden, der noch eine Hand schützend vor sich hält. Natürlich sind sie ein gefährlicher Mensch, das ist ja absoluter Wahnsinn", fasste der Richter dann zusammen.

Urteil am Donnerstag

Die Verteidigerin verwies auf eine schwierige Kindheit, Alkohol- und Drogenprobleme und ein Leben am Rand der Gesellschaft. Die Schuld stellte sie jedoch nicht infrage. Am Donnerstag folgt der zweite Prozesstag – dann soll auch das Urteil fallen. Dem 46-Jährigen drohen zehn bis zwanzig Jahre Haft oder sogar lebenslang. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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