Mist-Anzeige
23-Jähriger soll für Karton im Müll 190€ Strafe zahlen
Nico Quinter bekam eine Anzeige wegen falscher Entsorgung. Für den 23-Jährigen lächerlich, denn er hatte ein Blatt Papier vergessen.
Eine kleine Unachtsamkeit kostet einen 23-Jährigen aus Schluein in der Schweiz viel Ärger: Anfang Oktober hat Nico Quinter einen Lieferschein mit seiner Adresse und etwas Verpackungsmaterial in einem kleinen Karton vergessen und es so zur Kartonsammlung gebracht. Wenige Tage später trudelte ein vierseitiges Schreiben bei ihm ein. Die Firma Surselva Entsorgung zeigte ihn wegen falscher Entsorgung an. Ihm droht eine Strafe von 100 Franken, hinzu kommen Gebühren in Höhe von bis zu 80 Franken – umgerechnet insgesamt 190 Euro.
Nicht der einzige Fall in der Gemeinde
"Natürlich war ich erstmal geschockt, eine Anzeige habe ich noch nie bekommen", sagt Nico. Er habe sich auch gleich mit einem Schreiben an die Firma gewandt: "Sowas Lächerliches habe ich noch nie gesehen. Meinen Frust habe ich dann in einem Antwortschreiben rausgelassen", sagt der 23-Jährige. Für ihn stellt sich nun die Frage, ob er in Zukunft überhaupt noch recyceln will: "Das Risiko, jedes Mal eine Anzeige zu erhalten, ist mir zu groß. Wenn das die Message sein soll, werde ich in Zukunft das Entsorgen in gebührenpflichtigen Säcken vorziehen, ohne zu trennen."
Allein ist der Mann mit seinem Erlebnis nicht. In derselben Woche bekam eine andere Familie aus derselben Gemeinde eine ähnliche Anzeige, wie Roger Tuor, Geschäftsführer der Entsorgungsfirma Regiun Surselva, welche für die Abfallbewirtschaftung im Tal verantwortlich ist, gegenüber "20 Minuten" sagt. Sie hätten in einem entsorgten Karton ein Blatt Papier vergessen und eine Anzeige erhalten.
Firma will die Anzeige zurückziehen
"Sie kontaktierten uns daraufhin und schilderten uns ihren Fall. Nach internen Abklärungen konnte diese Angelegenheit als Kulanzfall betrachtet werden und die Rechnung wurde daraufhin direkt storniert", so Tuor. Auch Quinter muss die Strafe nicht bezahlen. Die Firma werde die Anzeige zurückziehen, sobald sich der 23-Jährige bei ihnen meldet.
Laut Tuor führt die Gemeinde die Kontrollen im Auftrag der Regiun Surselva durch. Laut Michael Spescha von der Gemeindeverwaltung Ilanz/Glion meldet in der Regel ein Mitarbeiter der Werkgruppe das Vergehen der Regiun Surselva, die daraufhin der fehlbaren Person eine schriftliche Meldung zustellt. Daraufhin hat die Person zehn Tage Zeit, schriftlich Stellung zu nehmen. Für die Gemeinde ist wichtig, zu erwähnen, dass sich die fehlbare Person, also Quinter, für den Fehler bei der Entsorgung entschuldigt hat. Bei der Entsorgungsfirma selbst hat sich der 23-Jährige aber noch nicht gemeldet, wie er am Donnerstag gegenüber "20 Minuten" sagte.
