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Erste Todesopfer: Österreichs Kliniken vor dem Kollaps

Die Lage im österreichischen Gesundheitssystem ist höchstalarmierend. Nicht einmal die Notversorgung sei sichergestellt, betont die ÖGKV-Präsidentin.

Nicolas Kubrak
"An die Standards, welche die Menschen in Österreich von ihrem Gesundheitssystem gewohnt waren, wird man in den kommenden Jahren nicht mehr herankommen", ist sich die ÖGKV-Präsidentin sicher.
"An die Standards, welche die Menschen in Österreich von ihrem Gesundheitssystem gewohnt waren, wird man in den kommenden Jahren nicht mehr herankommen", ist sich die ÖGKV-Präsidentin sicher.
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Seit Jahren spitzt sich die Lage im Gesundheitssystem zu – und das nicht erst seit Corona. Die Pandemie sei ein Brandbeschleuniger, nicht die Ursache für die Krise und den heutigen Personalmangel gewesen, unterstreicht die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits-und Krankenpflegeverband, Elisabeth Potzmann, im Ö1-Morgenjournal.

"Hat Menschenleben gekostet"

Die Situation sei so dramatisch, dass sogar in Notfällen die Versorgung nicht gesichert sei. Schon lange weise man auf dieses Horror-Szenario hin, jedoch hätten Verantwortliche die Maßnahmen nicht rechtzeitig gesetzt, wütet Potzmann. Der Personalmangel bei Krankenpflegern würde das System an die Kippe bringen. In einer Aussendung am Donnerstag findet Potzmann noch härtere Worte: "Das Gesundheitssystem bricht zusammen."

"Bereit zwei Patienten mussten so lange auf die Versorgung in der Notfallambulanz warten, das sie in der Zwischenzeit, vom Personal unbemerkt, verstorben sind", wird eine Kollegin von der ÖGKV-Präsidentin zitiert. Der Personalmangel habe "bereits Menschenleben gekostet", alarmiert sie.

260 Überstunden in 4 Monaten

Katharina Scheinast war selbst 10 Jahre in der Krankenpflege tätig, doch nun ist sie wegen des enormen Drucks selbst ausgestiegen, berichtet Ö1. Aufgrund des großen Bettendrucks würden viele Krankenpfleger an der emotionalen Kippe stehen. Scheinast schildert ihre knallharten Arbeitsbedingungen: "Die Verweildauern der Patienten werden kürzer, deshalb wird die Arbeit intensiver." Immer mehr Personen würden ein Bett brauchen, weshalb sich die Pfleger keine Zeit für die betroffenen Familien – und nicht einmal für die eigenen Kollegen – nehmen könnten. Außerdem habe Scheinast selbst 260 Überstunden in nur vier-fünf Monaten arbeiten müssen. "Wir sind fertig mit den Nerven."

"Geld in die Hand nehmen"

Potzmann fordert nun rasche Lösungen – diese werde man nur durch den Einsatz von Geld verwirklichen können. Im Zusammenhang mit der Ärzteschaft seien höhere Gehälter zum Teil bereits umgesetzt worden, das müsse nun auch im Pflegebereich passiert, da sich dort der Mangel an Arbeitskräften durch alle Bereiche ziehe. Man habe bereits in den vergangenen Jahren in bestimmten Branchen das Geld in die Hand genommen – Stichwort: "Koste es was es wolle" – das müsse nun auch in der Pflege passieren. Zudem brauche es mittel- und längerfristige Maßnahmen, appelliert Potzmann.

Versorgung wird sich verschlechtern

"Das Gesundheitssystem in Österreich muss neu gedacht und die zentrale Rolle der professionellen Pflege im neuen System anerkannt werden." Dazu müsse die professionelle Pflege mehr Kompetenzen, mehr Geld und mehr Mitspracherecht bekommen. Nur so werde es in Zukunft möglich sein, die Bevölkerung qualitativ und niedrigschwellig zu versorgen, so die ÖGKV-Chefin.

Eines sei sicher: "An die Standards, welche die Menschen in Österreich von ihrem Gesundheitssystem gewohnt waren, wird man in den kommenden Jahren nicht mehr herankommen."

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