Klimaschutz

30.000 Zigarettenstummel auf einem Hektar Gletscher

Das Rauchen schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt enorm. Selbst auf Tiroler Gletschern werden Tschick-Stummel gefunden.

Lydia Matzka-Saboi
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Unberührte Natur? Selbst auf Tiroler Gletschern werden Tschick-Stummel gefunden.
Unberührte Natur? Selbst auf Tiroler Gletschern werden Tschick-Stummel gefunden.
Martin Zwick / Visum / picturedesk.com

Rauchen ist nicht nur Raubbau am Körper. Jedes Jahr kosten Herstellung und Konsum von Tabak acht Millionen Menschenleben, 600 Millionen Bäume, 200.000 Hektar Land sowie 22 Milliarden Tonnen Wasser und setzten rund 84 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 frei, rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem neuen Bericht "Tabak: Vergiftung unseres Planeten" vor. Die CO2-Menge entspreche dem Ausstoß von etwa 17 Millionen benzinbetriebenen Autos jährlich.

4,5 Billionen Zigarettenfilter landen jedes Jahr in Ozeanen, Flüssen, Böden und ja, sogar auf Gletschern. Für den Naturschutzbund besonders gravierend weil die sensiblen Ökosysteme die giftigen Reste teilweise Jahrzehnte im Eis konservieren. Mit der Gletscherschmelze werden sie ins Tal gespült.

Bis zu 30.000 Zigarettenstummel auf einem Hektar Gletscher

Eine Untersuchung in Gletscherskigebieten Österreichs durch ein Team rund um den Naturschutzexperten Johannes Gepp zeigt, dass die Zigarettenstummel neben Aludosen, Kaugummipackungen und verlorenen Haargummis bis zu 40 Prozent der Müllstücke auf Gletschern ausmachen – so zum Beispiel bei den Fernergletschern des Ötztales.

Bei einer österreichweiten Erhebung waren das Kitzsteinhorn, der Tiefenbachgletscher sowie der Rettenbachgletscher besonders belastet. "Den skifahrenden Rauchern scheint es ein entschuldbares Übel zu sein, wenn sie die Zigarettenreste einfach fallen lassen. So konserviert halten sich die Abfälle seit Jahrzehnten in frequentierten Gletscher-Skigebieten", hieß es in einer Aussendung des Naturschutzbundes.

Tauen die Gletscher nun allmählich auf, entfalten die Nikotinreste ihr Gift. Die so freigesetzten chemischen Umweltgifte – über 7.000 – werden über Gletscherwasser durch die Täler und ins Grundwasser geschwemmt. Sie belasten nicht nur die Wasserorganismen der Gletscherbäche, wobei besonders Wasserinsekten gegenüber Nikotin empfindlich sind, sondern alle Lebewesen und Biotope bis in die Meere.

WHO fordert Industrie in die Pflicht zu nehmen

Die WHO forderte Länder und Städte auf, die Industrie bei der Beseitigung der Tabakreste stärker in die Pflicht zu nehmen. Außerdem solle die Politik ein Verbot von Zigarettenfiltern in Betracht ziehen. Diese enthielten Mikroplastik und trügen stark zur Plastikverschmutzung bei. Ihr gesundheitlicher Nutzen sei hingegen nicht nachgewiesen, so die WHO.