Das Leben von Carmen M. (45) ist geprägt von Schmerzen: Neben rheumatoider Arthritis, Fibromyalgie (chronische Erkrankung, die Schmerzen meist in der Nähe von Gelenken und Muskeln verursacht, Anm.) und Gelenksarthrose, quälen die Steirerin auch Depressionen und Entzündungen in der Schulter.
"Mein Alltag ist sehr beeinflusst durch die Krankheiten, die ich habe. Ich habe Schmerzen beim Liegen, Stehen, Treppensteigen, Bücken. Die 25 Tabletten, die ich täglich nehmen muss, beeinträchtigen mich zusätzlich. Ich bin sehr müde und seit über 20 Jahren trotz starker Medikamente nicht schmerzfrei. Ich kann nicht einmal das Haus verlassen. In einer Woche ist oft nur ein Tag dabei, an dem ich etwas mehr Energie habe. Danach leide ich dann wieder vier Tage, weil ich an diesem Tag mehr erledigt habe", berichtet die Sozialpädagogin im Gespräch mit "Heute".
Bereits im Alter von drei Jahren wurde bei Carmen M. zudem Diabetes (Typ 1) diagnostiziert: "Danach wurde das Leben schwierig. Ich musste lernen, auf meinen Körper zu reagieren, falls der Blutzucker rauf oder runter ging. Später, in der Schule, fand ich kaum Freunde. Zu Partys wurde ich nicht eingeladen, weil alle viel zu viel Angst hatten. Ich wurde ausgeschlossen und beleidigt, das war wirklich schlimm für mich."
Mittlerweile ist die 45-Jährige verheiratet und Mutter einer Tochter (20). Laut Behinderten-Pass ist sie zu 100 % beeinträchtigt, hat insgesamt schon 31 Operationen hinter sich: "Alle Gelenke in meinem Körper sind beschädigt. Ich wurde im vergangenen Jahr an der linken Schulter operiert, da die Bizeps-Sehne fast durchtrennt war. Kurz nach der OP war alles gut, aber dann kamen starke Entzündungen, die trotz Kortison-Einnahme nicht weggingen – sie sind immer noch da. Auch die rechte Schulter gehört operiert, dort ist die Bizeps-Sehne komplett durchgerissen", erzählt Carmen M.
„Die Krankheiten führen zu starken Schmerzen und extremen Muskelverspannungen“Carmen M.hat rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie
Vor allem die rheumatoide Arthritis – sie wurde nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2004 diagnostiziert – und die Fibromyalgie machen der 45-Jährigen schwer zu schaffen: "Die beiden Krankheiten führen zu starken Schmerzen und extremen Muskelverspannungen, da die Muskeln immer angespannt sind. Das sind einfach irrsinnige Gewebeschmerzen", berichtet die Steirerin.
Aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigungen war die Sozialpädagogin monatelang krankgemeldet: "Der Chefarzt hat mich aber wieder gesund geschrieben, jetzt bin ich arbeitslos gemeldet. Zum Glück lässt mich das AMS derzeit noch in Ruhe. Ich arbeite sehr gerne in meinem Job, bin auch schon krank zur Arbeit gegangen. Aber im Moment ist es für mich unmöglich, einen Job zu finden und arbeiten zu gehen."
Bereits im Oktober 2023 stellte die Steirerin bei der Pensionsversicherung (PV) einen Antrag auf Berufsunfähigkeitspension – dieser wurde im Jänner 2024 abgelehnt. "Am 16. Oktober 2024 wurde ein Verschlimmerungsantrag gestellt, zusätzlich vorgelegt wurde ein klinisch-psychologischer Befund. Nach der Begutachtung im Kompetenzzentrum Graz inklusive einer psychodiagnostischen Untersuchung wurde am 27. November 2024 der Antrag abgelehnt", heißt es seitens der PV.
"Der Arzt hat sich vielleicht zwei Minuten Zeit genommen, hat sich nicht einmal meine Befunde angeschaut. In der Ablehnung sind dann lediglich die Versteifungen meiner zwei Fingergelenke angeführt worden", versteht Carmen M. die Welt nicht mehr. Denn nicht nur die Berufsunfähigkeitspension wurde abgelehnt, auch das Reha-Geld wird ihr nicht gewährt. Am 25. Februar hat Carmen M. daher Klage gegen den Bescheid beim Arbeits- und Sozialgericht Leoben eingebracht – das Verfahren läuft noch.
„Du wirst einfach allein gelassen. Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen“Carmen M.fühlt sich im Stich gelassen
Immerhin bewilligte die PV der 45-Jährigen einen Antrag auf psychische Rehabilitation (eine dreiwöchige Gesundheitsvorsorge-Aktiv-Reha wurde zudem bereits 2023 genehmigt, Anm.): "Dieser wurde für die Mental Health Reha-Klinik Klagenfurt für 43 Tage bewilligt. Der Antritt ist für den 17. Juni 2025 anberaumt", so ein PV-Sprecher.
Für Carmen M. nur ein schwacher Trost: "Du wirst einfach allein gelassen. Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen. Ich würde sehr gerne anderen Menschen mit den gleichen Problemen helfen, zum Beispiel mit der Gründung einer Stiftung. Aber mir fehlt das Geld dazu. Vielleicht stelle ich eine Selbsthilfegruppe auf die Beine", zeigt sich die 45-Jährige leicht optimistisch.