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38,7 Grad in Spanien – "Das Inferno ist schon da"

Temperaturen wie im August und kein Ende in Sicht: Spanien wird derzeit von einer extremen Hitzewelle heimgesucht – mitsamt negativer Auswirkungen.

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Ein Mann schützt sich in Malaga vor den extremen Temperaturen.
Ein Mann schützt sich in Malaga vor den extremen Temperaturen.
IMAGO/ZUMA Wire

Im Süden Spaniens sind die Menschen an Hitze gewöhnt – aber dieser Tage ist es sogar für Hartgesottene zu viel. "So kann man nicht arbeiten", klagt eine Köchin vor der Kamera des TV-Senders RTVE. "Selbst viel Wasser und der Ventilator helfen nicht." Eine Extremhitze mit Temperaturen von deutlich über 35 Grad lässt die Spanier schon seit Anfang der Woche schwitzen und schimpfen. Am Donnerstag erreichte das von "einer sehr warmen und trockenen Luftmasse" aus Afrika verursachte Phänomen nach Angaben des nationalen Wetterdienstes Aemet einen Höhepunkt, nach den Vorhersagen bleibt es auch am Freitag anhaltend heiß.

Auf den Straßen wischten sich Männer im Anzug den Schweiß von der Stirn. Vor Eisdielen bildeten sich lange Schlangen. Auch in Brunnen und klimatisierten Einkaufszentren suchten die Menschen nach Abkühlung. Solche Bilder sah man fast überall im Land. Unerträglich war es in den andalusischen Provinzen Sevilla und Córdoba, wo die Temperaturen am Donnerstag und Freitag nachmittags auf mindestens 38 Grad klettern sollten. Die offiziellen Werte gibt Aemet erst am darauffolgenden Tag bekannt.

Rekorde purzeln schon jetzt

Laut der 1887 gegründeten Wetterbehörde wurden diese Woche bereits vor dem Hitze-Höhepunkt in mehreren andalusischen Städten April-Rekorde gebrochen: Etwa in Córdoba, wo die bisherige Höchstmarke von 34,0 Grad am Dienstag mit 38,7 Grad gleich deutlich übertroffen wurde. Es die bisher höchste jemals gemessene Temperatur im April in Spanien.

"Das Inferno ist schon da", titelte die Zeitung "Diario Córdoba". "Es ist nicht ausgeschlossen, dass irgendwo im andalusischen Hinterland am Freitag 40 Grad gemessen werden", wurde Meteorologe Miguel Ángel Viñas am Donnerstag in der Zeitung "La Vanguardia" zitiert. Diese Marke wurde nach Angaben von Aemet auf dem spanischen Festland im April noch nie gemessen.

Schrumpfende Wasserreserven

Auch auf Mallorca, wo nach Medienberichten schon vor dem langen Wochenende Tausende Touristen vor allem aus Deutschland und Großbritannien eintrafen, stiegen die Temperaturen. Im Süden der Insel – wo sich der unter deutschsprachigen Touristen bekannte "Ballermann" befindet – sollte es bei maximal 30 Grad vergleichsweise erträglich bleiben. Ziemlich heiß könnte es laut Aemet hingegen am Donnerstag und Freitag mit bis zu 34 Grad in Sa Pobla und Inca im Norden der Insel werden.

Die frühe Extremhitze, die von einer seit Monaten dauernden Dürre begleitet wird, führen Experten auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück. Aemet-Sprecher Rubén del Campo warnte: "Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse." Man rechne mit den heißesten Apriltagen seit 1950, wurde er in der Digitalzeitung "El Confidencial" zitiert. Nach Angaben des Ministeriums für ökologischen Wandel befinden sich derzeit 27 Prozent des spanischen Territoriums im Dürre-Notstand oder -Alarm, die Wasserreserven sind demnach landesweit auf 50 Prozent ihrer Kapazität geschrumpft.

Folgen jetzt Waldbrände?

Hitze und Trockenheit erhöhten die Gefahr von Waldbränden, warnte Aemet. 2022 war für Spanien das verheerendste Waldbrand-Jahr seit Beginn der Erfassungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS. Nach Messungen des Erdbeobachtungssystems Copernicus wurde voriges Jahr bei 493 größeren Bränden eine Fläche von 30.000 Hektar zerstört – das entspricht in etwa 40.000 Fußballfeldern. 

Auch Landwirte machen sich Sorgen: Jaume Pocoví vom mallorquinischen Bauernverband "Unió de Pagesos" sagte der Regionalzeitung "Última Hora", wegen des Mangels an Regen seien die Johannisbrot- und Mandelernten in Gefahr. Die Lage für die Landwirte auf dem Festland sei aber schlimmer.

Hitze und Dürre riefen die Zentralregierung und die Regionalbehörden auf den Plan. In Madrid, wo seit Tagen um die 30 Grad gemessen werden, beschloss die Regionalregierung am Mittwoch, die öffentlichen Freibäder schon Mitte Mai und damit einen Monat früher als üblich zu eröffnen, die Schulzeiten anzupassen, die Lage in Sozial- und Gesundheitszentren öfter zu kontrollieren und U-Bahnen und Busse häufiger fahren zu lassen, um größere Menschenansammlungen und lange Wartezeiten zu vermeiden.

Warnung vor Gesundheitsgefahren

Nicht nur die Umwelt ist bedroht: Spanische Ärzteverbände warnten diese Woche vor allem Herzkranke. Das Herz müsse bei Hitze mehr arbeiten als bei kühlen Temperaturen. Das Gesundheitsministerium in Madrid schlug am Donnerstag den Regionen des Landes vor, den Nationalen Aktionsplan zum Hitzeschutz dieses Jahr bereits am 15. Mai und nicht erst am 1. Juni in Kraft treten zu lassen, wie RTVE berichtete. Dieser Plan wurde 2003 aufgestellt. Er sieht vor allem Informationskampagnen vor, die die Menschen über Gesundheitsrisiken und den Schutz vor Hitze aufklären.

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