Zehn Jahre lang hat Brigitte B. als Reinigungskraft gearbeitet. Doch dann wurden im Unternehmen Stellen abgebaut, die 54-Jährige verlor ihren Job. "Ein Jahr lang habe ich nach einer neuen Arbeit gesucht", erzählt sie. Am Arbeitsmarkt fühlte sie sich diskriminiert; auf hunderte Bewerbungen bekam sie nur Absagen.
"Ab einem bestimmten Zeitpunkt war ich einfach nur mehr deprimiert. Ich wollte unbedingt arbeiten, doch man hat mir einfach keine Möglichkeit dazu gegeben", erzählt die Wienerin.
Während die Wirtschaft über Arbeits- und Fachkräftemangel klagt, sind arbeitsfähige und -willige Menschen längst da. Insgesamt sind in Wien 124.877 Personen arbeitslos gemeldet, davon 13.209 Jugendliche. 70.635 Personen im Alter von 50 Jahren oder älter sind in Wien auf Jobsuche. Die Arbeitslosigkeit steigt österreichweit, in Zeiten schlechter Konjunkturlage nicht ungewöhnlich, erklärt AMS Wien-Vizechefin Katharina Luger.
"Langzeitbeschäftigungslose, arbeitslose Jugendliche, Zuwanderer auf Jobsuche und am Arbeitsmarkt oft übersehene Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sind eine wertvolle Ressource. Um diese Ressourcen zu heben, müssen wir den betroffenen Menschen Chancen und Perspektiven bieten", sagt Regina Rieder, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus. Dachverband - Soziale Unternehmen Wien.
Dank individueller Beratung und gezielten Trainings gelingt immer wieder der Schritt zurück ins Berufsleben. So auch bei Brigitte. Nach Beratungen bei der Volkshilfe und dem AMS konnte sie im Prater einen neuen Job in der Reinigung finden. "Die Arbeit gefällt mir sehr, das ganze Umfeld ist motivierend. Ich bin so froh, dass ich hier eine Chance bekommen haben. Erst kürzlich habe ich erfahren, dass ich demnächst fix übernommen werde", freut sich die Wienerin.
"Die Hilfe bei der Arbeitsmarktintegration für Menschen, die diese Unterstützung brauchen, ist eine der Kernaufgaben des AMS. Soziale Unternehmen sind dabei von zentraler Bedeutung, sie schlagen die Brücke zwischen Förderangeboten und realer Beschäftigung", sagt Luger.
"Fachkräfte wachsen nicht auf den Bäumen, man muss sie ausbilden", betont außerdem waff-Geschäftsführer, Marko Miloradović. Er verweist auf drei bereits bestehende Förderangebote. Bei "Jobs PLUS Ausbildung" erhalten Arbeitsuchende eine kostenlose Ausbildung und einen fixen Job, Unternehmen bekommen bestens ausgebildete und sofort einsetzbare Fachkräfte. Im Rahmen der "Joboffensive 50 Plus" werden ältere Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt integriert und mit der "Joboffensive für Jugendliche" gibt es seit Kurzem ein ähnliches Programm speziell für junge Menschen.