Die Zahl ist erschütternd: 61 tote Radfahrer und E-Biker allein heuer in Österreich – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Eine Serie, die Innenminister Gerhard Karner nun zum Handeln zwingt. Am Donnerstag rückte er in Wien-Favoriten selbst zu einer Schwerpunktkontrolle aus – und erlebte dabei einen Tempo-Schock.
Ein E-Mopedfahrer behauptete, sein Roller fahre "nur 30 km/h". Doch das Messgerät zeigte 54 km/h. Die Polizei stoppte ihn direkt am Bernsteinradweg, wo Karner gemeinsam mit Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl und Verkehrs-Abteilungsleiter Thomas Losko den neuen Aktionsplan präsentierte.
"Es geht um die Sicherheit der Fahrradfahrer, E-Biker, Rollerfahrer und auch der E-Scooter-Fahrer", sagte Karner. "Wir müssen handeln, wenn wir uns einfach die nackten Zahlen ansehen – die traurigen Zahlen der Verkehrstoten in diesem Jahr."
Im Vorjahr waren 32 Menschen auf zwei Rädern ums Leben gekommen, heuer sind es bereits 61 – und das bis 19. Oktober. "Daher ist es notwendig, dass wir Gesetze nachschärfen und gleichzeitig die Kontrolldichte deutlich verstärken, um für Sicherheit zu sorgen", so der Innenminister.
Laut Thomas Losko werden derartige Schwerpunktaktionen künftig drei bis fünf Mal im Monat durchgeführt. Acht uniformierte Fahrradpolizisten waren allein am 20. Oktober im Einsatz. "Wir sind hier präventiv tätig, aber auch repressiv, um aufzuklären und, wenn nötig, zu bestrafen", erklärte Losko.
Die Einsätze sollen in ganz Wien und österreichweit stattfinden – von Tag bis Nacht. Im Sommer werde "rund um die Uhr kontrolliert", im Winter mit etwas geringerer Intensität. Ziel sei es, mit einer Nadelstichtaktik überall präsent zu sein.
Polizeipräsident Gerhard Pürstl sprach von "hoher Verkehrsdichte und Disziplinmängeln" bei Einspurfahrzeugen, besonders bei Nacht. Dennoch könne Wien eine positive Zwischenbilanz ziehen: "Wir sind, Gott sei Dank, dieses Jahr erst bei einem (tödlichen Unfall). Und wir hoffen, dass es nicht mehr werden."
Parallel arbeitet Verkehrsminister Peter Hanke an einer Helmpflicht für E-Bike und E-Scooter Fahrer unter 14 Jahren. Das Gesetz befindet sich laut Karner bereits in Begutachtung.
Als Hauptursachen für schwere Unfälle nennt Karner Übergeschwindigkeit, Selbstüberschätzung und Alkohol. "Man kommt sehr leicht den Berg hinauf – und leider oft zu schnell den Berg hinunter." Eine Aufklärungsoffensive soll jetzt Bewusstsein schaffen.