In Niederösterreich und Wien herrscht derzeit Aufruhr: Wie am Montag bekannt wurde, plant der Lufthansa-Konzern sich neu aufzustellen – mit möglicherweise gravierende Folgen für den Standort Österreich.
Zwar sprach die Lufthansa bisher nicht über einen direkten Stellenabbau bei der AUA, doch die Gewerkschaft vida warnt bereits jetzt vor massiven Auswirkungen auf heimische Jobs.
Zu unmittelbarem Personalabbau sei zwar bisher nichts gesagt worden, "dennoch dürfen wir uns nicht täuschen lassen", warnt Daniel Liebhart, der Luftfahrtexperte der Gewerkschaft vida. Denn: "Schon jetzt sind deutliche Anzeichen erkennbar, dass der Standort Österreich geschwächt wird. Wenn die AUA weiter an Bedeutung verliert, sind auch die österreichischen Arbeitsplätze bedroht."
Ein besonders kritischer Punkt aus Sicht der Gewerkschaft ist der zunehmende Einsatz von sogenannten Wet-Lease-Vereinbarungen: Dabei werden Flugzeuge samt ausländischer Crews angemietet – etwa um Ausfälle oder hohe Nachfrage abzufedern.
„Es braucht eine klare Zusage, dass genügend Flugzeuge samt Crews in Wien stationiert bleiben.“Daniel LiebhartLuftfahrtexperte Gewerkschaft vida
"Als Ausnahme gedacht, entwickelt sich dieses Instrument mittlerweile zur gängigen Praxis", erklärt Liebhart und fügt an: "Anstatt österreichisches AUA-Personal einzusetzen, werden Crews aus dem Ausland beschäftigt. Damit verlieren österreichische Beschäftigte Stück für Stück ihre Einsatzmöglichkeiten."
Im Gegensatz zum regulären Personal der AUA unterliegen die ausländischen Crews häufig keinem Kollektivvertrag. "Dadurch werden österreichische Arbeits- und Sozialstandards unterwandert", so Liebhart.
Besonders brisant: Während der Corona-Krise hatte Österreichs Staat mehrere hundert Millionen Euro in die Rettung der AUA gepumpt – ohne sich dafür Mitspracherechte zu sichern. Im Gegensatz zu Deutschland verzichtete die Republik auf eine Beteiligung. Liebhart sieht nun die Quittung dafür: "Das rächt sich jetzt – wir haben die Airline mit Steuergeld gerettet, aber keinerlei Einfluss darauf, dass diese Mittel auch nachhaltig österreichische Arbeitsplätze sichern."
Auch die von Lufthansa geplante Umstellung auf größere Flugzeuge – zulasten kleinerer Maschinen – könnte laut Gewerkschaft vida die Zahl der in Wien stationierten Flugzeuge verringern. Das hätte direkte Auswirkungen auf das benötigte Personal: "Weniger Flugzeuge in Wien bedeuten weniger Arbeit für österreichisches Personal – und mehr Auslagerung ins Ausland", warnt Liebhart.
Noch sei es laut Liebhart nicht zu spät, gegenzusteuern: "Um eine starke und wettbewerbsfähige Luftfahrt in Österreich zu erhalten, braucht es gezielte Investitionen in die AUA und eine klare Zusage, dass genügend Flugzeuge samt Crews in Wien stationiert bleiben", fordert der Gewerkschafter. Die Politik müsse jetzt das Steuer in die Hand nehmen: "Es darf nicht sein, dass Österreich die AUA mit Steuergeld rettet und dann zuschaut, wie heimische Arbeitsplätze durch Wet-Lease ausgehöhlt werden."