Gesundheit

Ärzte glauben ihr nicht: Brustimplantate vergiften Frau

Sara Gowen lässt sich nach zwei Geburten Brustimplantate einsetzen. Kurz darauf wird sie immer kränker, doch die Ärzte glauben ihr nicht.

Sabine Primes
Sara Gowen wurde nicht nur durch die Toxine und Chemikalien in der Hülle des Implantats vergiftet, sondern auch durch Schimmelpilze, die auf dem Implantat gewachsen waren.
Sara Gowen wurde nicht nur durch die Toxine und Chemikalien in der Hülle des Implantats vergiftet, sondern auch durch Schimmelpilze, die auf dem Implantat gewachsen waren.

Sara Gowen aus Montana (USA) ging es nach der Geburt ihrer zwei Kinder so wie vielen anderen Frauen auch. Sie war mit ihrem Körper nicht mehr zufrieden – schließlich verlangen zwei Schwangerschaften dem weiblichen Körper einiges ab. Deshalb beschloss Gowen, ihre Ersparnisse zu nehmen und sich Brustimplantate einsetzen zu lassen. So wurde ihr 75B-Körbchen zu einer 75DD. Gowen war mit dem Ergebnis sehr zufrieden und fühlte sich wieder wohler in ihrer Haut. Aber sie hatte keine Ahnung von dem Albtraum, der dem Eingriff folgen würde.

Einen Monat nach dem Eingriff bekam die zweifache Mutter plötzlich Blasenschmerzen. "Ich verbrachte die meiste Zeit in der Badewanne und versuchte, jede mögliche Erleichterung zu bekommen, die ich konnte", erzählt die junge Frau. Bald wurde bei ihr eine Autoimmunerkrankung namens interstitielle Zystitis diagnostiziert. "Es fühlte sich den ganzen Tag wie Salz auf einer offenen Wunde in meiner Blase an", beschreibt Gowen den Schmerz im Nachhinein. Im April 2014 folgte eine Blasendehnungsoperation, die ihr jedoch keine Linderung verschaffte. Einen Monat später bekam sie starke Blutungen, weshalb ihr die Ärzte zu einer Hysterektomie – also der chirurgischen Entfernung ihrer Gebärmutter – rieten. Diese erfolgte im Juni 2014. Aber die Schmerzen blieben und Gowen kam zusätzlich zu ihren Beschwerden verfrüht in die Wechseljahre

Verzweifelte Recherche im Internet

In den folgenden Jahren sucht Gowen immer wieder Hilfe in Spitälern und bei niedergelassenen Ärzten. Immer wieder werden ihr verschiedenste Medikamente verschrieben – aber keines hilft wirklich. Am Ende ihrer Weisheit schlagen die Mediziner einen Rückenmarksstimulator vor – einen unter die Haut eingebetteten Akku, an dem Drähte an der Blase befestigt sind. "Ich war verzweifelt und der Rückenmarkstimulator klang wie meine einzige Option, also stimmte ich der Operation zu." Jedoch konnte die OP wegen der Pandemie nicht mehr stattfinden und Gowen muss ihre Schmerzen weiter ertragen bis sie nur noch 44 Kilogramm wiegt. "Ich lag im Sterben, aber niemand schien mir zu glauben." Die Mutter fühlt sich, als ob langsam das Leben aus ihr entweichen würde, sodass sie anfängt, verzweifelt im Internet nach Antworten zu suchen.

Nach ihren Recherchen ist sie sich sicher, dass die Krankheit von ihren Implantaten ausgeht und lässt sie entfernen. "Mir wurde [von den Ärzten] gesagt, dass alles in meinem Kopf sei und dass ich mich in die Psychiatrie begeben sollte", ist Gowen heute noch schockiert. 

Auf TikTok teilt die junge Frau ihre Leidensgeschichte:

Toxine, Chemikalien und Schimmelpilze 

Der Verdacht der Frau bestätigt sich: "Ich wurde nicht nur durch die Toxine und Chemikalien in der Hülle des Implantats vergiftet, sondern auch durch Schimmelpilze, die auf dem Implantat gewachsen waren." Im Juni 2021 lässt Gowen die Implantate entfernen und hat sich seitdem von allen Symptomen erholt.

"Das erste, was ich sagte, als ich aufwachte, war 'Oh mein Gott, ich kann atmen'. Das Weiße meiner Augen hellte sich sofort wieder auf, die Rötung meiner Haut verschwand, die Veränderungen, die ich in der ersten Stunde bemerkte, waren unglaublich." Ein Jahr später waren die Blasenschmerzen verschwunden, Gowens Gewicht hat sich stabilisiert und auch ihre psychische Gesundheit ist auf einem guten Weg, sich zu erholen. "Ich bin so dankbar, am Leben zu sein und zu sehen, wie meine Kinder wachsen."

Um anderen Frauen in der gleichen Situation wie ihr zu helfen, hat sie eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet, um Geld für die Finanzierung von Explantationsoperationen zu sammeln, damit andere nicht dasselbe durchmachen müssen, was sie erlitten hat.

Die Breast Implant Illness (BII, "Brustimplantat-Krankheit") ist eine Erkrankung mit vielen Symptomen, die nach dem Einsetzen von Brustimplantaten auftreten kann, wenn das/die Implantat(e) schadhaft sind und das Material (Silikon, Kochsalzlösung) in den Körper austritt oder andere Pilze oder Bakterien es besiedeln. Die BII ist jedoch bislang nicht als medizinische Diagnose offiziell anerkannt, aber einige Experten sagen, dass es wahrscheinlich mit einer Autoimmunreaktion auf die Implantate zusammenhängt.
Die Symptome sind vielfältig und variieren von Person zu Person: Konzentrationsstörungen, Chronische Erschöpfung, Unspezifische Brustschmerzen, Haarausfall, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Lichtempfindlichkeit, Chronische Schmerzzustände, Hautausschläge, Störender Körpergeruch, Schlafstörungen, Depressive Verstimmungen, Neurologische Ausfälle (Kribbelgefühl, Lähmungen) oder Hormondysbalancen können auftreten.
Derzeit existiert kein etabliertes Testverfahren für BII. Durch eine Blutabnahme kann ein darauf spezialisierter Arzt (z.B. ein Rheumatologe) auf bestimmte Autoimmunerkrankungen testen, die eventuell einige Symptome erklären können. Dies ist aber eher das Prinzip der Ausschluss-Diagnose. Es existieren Patientinnen mit auffälligen Immunbefunden ohne jegliche Symptome, auf der anderen Seite gibt es Patientinnen mit dem Vollbild eines BII ohne veränderte Blutwerte.
Patientinnen, die nach dem Einsetzen von Implantaten Symptome zeigen, sollten sich auf jeden Fall an ihren Arzt wenden!

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