Gefahr für Kinder

Ärzte warnen vor RSV – Babys brauchen jetzt Schutz

Erstmals können alle Babys in Österreich eine kostenfreie Immunisierung gegen RSV erhalten – ein wichtiger Schritt zum Schutz der Kleinsten.
Aram Ghadimi
17.10.2025, 07:58
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Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist einer der häufigsten Erreger von Atemwegsinfekten im Säuglings- und Kleinkindalter – und kann sogar lebensbedrohlich werden. Derzeit steht Österreich vor einer neuen RSV-Saison, die üblicherweise im November beginnt und etwa bis April dauert.

"Mit einer einzigen Impfung lässt sich das Risiko einer schweren RSV-Erkrankung deutlich senken – und das kostenfrei", erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Kerbel ist auch der Leiter der Kinder- und Jugendabteilung am LKH Hochsteiermark in Leoben und kann auf lange Jahre Erfahrung mit dem Virus zurückgreifen.

"Babys, die zwischen Anfang April und Ende September geboren wurden, sollten am besten jetzt – also vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison – einmalig mit Nirsevimab (Markenname Beyfortus, Anm.) geschützt werden", sagt Kerbel.

Für Kinder, die zwischen Oktober und März zur Welt kommen, erfolgt die Gabe in der Regel direkt nach der Geburt, möglichst innerhalb der ersten Lebenswoche in der Geburtsklinik. Nur wenn die Mutter mindestens 14 Tage vor der Geburt eine RSV-Impfung erhalten hat, ist keine zusätzliche Gabe notwendig, heißt es seitens der ÖGKJ. Und: Für Risikokinder wie Frühgeborene oder Kinder mit Herzfehlern, Immundefekten oder Lungenerkrankungen kann in der kommenden Saison eine weitere Dosis sinnvoll sein. Sie ist Österreich ebenfalls kostenlos erhältlich.

Derzeit steht Österreich kurz am Beginn der diesjährigen RSV-Welle (siehe Bild):

Das SARI-Dashboard zeigt die aktuelle Zahl an stationären Aufnahmen in österreichischen Krankenanstalten mit Diagnosen von Schweren Akuten Respiratorischen Infektionen (SARI). Dazu zählen COVID-19, Influenza, Pneumokokken-Pneumonie und RSV.
gesundheit.gv.at

Für NÖ gilt: Die Vorgangsweise läuft analog zu allen anderen Impfungen im kostenfreien NÖ Kinderimpfprogramm. Die jeweilige Ärztin oder der jeweilige Arzt (ohne Hausapotheke) stellt ein Rezept aus. Ärztinnen und Ärzte, die über eine eigene Hausapotheke verfügen, haben auch die Möglichkeit direkt beim Großhandel zu bestellen. Üblicherweise sind Hausarztpraxen der erste und wichtigste Anlaufpunkt. Viele Impfstoffe sind aber auch direkt auf den Bezirkshauptmannschaften und Magistraten verfügbar.

Das RSV-Virus wird vor allem durch Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen übertragen. Auch Schmierinfektionen über Hände oder Gegenstände können eine Rolle spielen. Von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch vergehen in der Regel zwei bis acht Tage.

Das sind die typischen Warnzeichen

Bricht eine RSV-Infektion aus, beginnt sie häufig mit Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder Fieber. Bei kleinen Kindern kann sich jedoch eine Bronchiolitis, also eine Entzündung der kleinsten Atemwege, entwickeln.

Die typischen Warnzeichen sind eine schnellere Atmung, sichtbare Einziehungen unter den Rippen, geblähte Nasenflügel oder pfeifende Atemgeräusche. Werden Haut oder Lippen bläulich, deutet das auf Sauerstoffmangel hin – in diesem Fall sollten Eltern sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

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Spätfolgen möglich

Studien zeigen, dass Kinder, die im Säuglingsalter eine schwere RSV-Infektion hatten, später häufiger Atemwegsprobleme oder asthmatische Beschwerden entwickeln.

Eine weitere österreichische Untersuchung ergab, dass RSV-Infektionen bei Kindern deutlich schwerer verlaufen als COVID-19. Während 55 Prozent der jungen RSV-Patienten eine Sauerstofftherapie benötigten, waren es bei SARS-CoV-2 nur 9,5 Prozent.

Jedes fünfte Kind unter fünf Jahren

Rund ein bis zwei Prozent aller reifgeborenen Säuglinge müssen in Österreich wegen einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Laut der ARNI-Studie, die Daten aus Südösterreich von 2015 bis 2022 auswertete, war jedes fünfte Kind unter fünf Jahren, das wegen einer Atemwegserkrankung stationär aufgenommen wurde, an RSV erkrankt.

Je jünger, desto größer Risiko

Kinder unter fünf Jahren haben ein rund dreieinhalbfach höheres Risiko, sich im eigenen Haushalt mit RSV anzustecken als ältere Personen. Sie benötigen eine geringere Virusdosis und haben durch engen Körperkontakt zu Familienmitgliedern ein höheres Ansteckungsrisiko.

Eine Übertragung ist bereits vor Auftreten der ersten Symptome möglich. In der Regel sind Erkrankte drei bis acht Tage ansteckend, bei Frühgeborenen oder immungeschwächten Kindern kann die Virusabgabe deutlich länger dauern.

Neben dem individuellen Schutz der Kinder trägt die RSV-Prophylaxe auch zur Entlastung der Kinderkliniken bei. "In Österreich können so im Winter etwa 600 bis 1000 Hospitalisierungen vermieden werden", sagt Kerbl.

Jahr für Jahr komme es in den Wintermonaten durch gehäufte Atemwegsinfektionen zu Spitzenbelastungen an den Kinderabteilungen. Der frühe Schutz könne helfen, diese zu reduzieren.

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