Erstmals gibt es in Österreich für alle neugeborenen Kinder eine kostenlose Immunisierung gegen das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV) – und das über die ganze Erkältungssaison von Oktober bis März.
Säuglinge bekommen die einmalige Spritze gleich in der ersten Lebenswoche. Kinder, die zwischen April und September zur Welt kommen, dürfen zu Beginn der Saison gleich immunisiert werden. Damit will man viele der bisher mehr als 1.000 Spitalaufenthalte pro Jahr, die aufgrund des Virus entstehen, verhindern. Besonders gefährdet sind Babys im ersten halben Lebensjahr, warnt Mediziner Volker Strenger laut ORF unter Berufung auf die APA.
Damit die Kleinen bestmöglich geschützt sind, sollte die Immunisierung in der Erkältungszeit "gleich in den ersten Lebenstagen" passieren. Für Kinder mit höherem Risiko, etwa mit Herz- oder Lungenkrankheiten, ist die Immunisierung auch vor der zweiten RSV-Saison möglich.
„Angebot für alle, ganz egal wo das Kind lebt, ob Mama und Papa sich das leisten können oder nicht.“Karlheinz Kornhäuslsteirischer Gesundheitslandesrat & Facharzt für Innere Medizin
Während das Virus für größere Kinder und Erwachsene sich meist als klassische Erkältung äußert, kann dieser bei schwer erkrankten Babys eine Bronchiolitis (= eine Entzündung der kleinsten Bronchien) auslösen. Dies führt dazu, dass die Säuglinge manchmal sogar eine intensivmedizinische Behandlung brauchen – laut Strenger kann RSV in anderen Ländern mit schlechterem Gesundheitssystem sogar zum Tod führen. Für Kinder gibt es keinen klassischen RSV-Impfstoff, wie für Erwachsene. Die Immunisierung erfolgt durch eine sogenannte passive Immunisierung: Das bedeutet, dass monoklonale Antikörper gespritzt werden, die vor schweren Verläufen schützen.
Das Gesundheitsministerium hat die kostenlosen Immunisierungen bereits vergangenen Winter schrittweise eingeführt. Ab Oktober stehen sie aber erstmals allen Kindern für ihre erste RSV-Saison offen. So sollen "Chancengleichheit" und ein "Angebot für alle, ganz egal wo das Kind lebt, ob Mama und Papa sich das leisten können oder nicht", entstehen, betont der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) im Vorfeld der 63. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz.
Die Gratis-Impfung entlastet Krankenhäuser, Kinderabteilungen, Ordinationen und Kinderärzte, so Kornhäusl. "Wir sind besser über den letzten Winter gekommen als über den vorletzten oder den vorvorletzten." Die in der letzten Saison geborenen Kinder wurden ab Dezember immunisiert, ergänzt Strenger. "Wir haben ganz klar weniger Aufnahmen gehabt und auch kaum auf der Intensivstation."
Die Saisonen sind zwar unterschiedlich, die genauen Daten werden noch ausgewertet. Es ist aber zu erwarten, dass die Entlastung auf die passiven Immunisierungen zurückzuführen ist, meint Strenger. Ergebnisse internationaler Daten zeigen eine Schutzwirkung von 70 bis 90 Prozent – je nach Kriterium wie Infektion, Spitalaufenthalt oder Aufnahme auf die Intensivstation. Laut Hersteller sind für die kommende RSV-Saison alle bestellten Dosen bereits auf Lager. Damit könnten Immunisierungsraten von rund 80 Prozent erreicht werden. Strenger und Kornhäusl betonen, wie wichtig die Aufklärung der Eltern für eine hohe Akzeptanz ist.
„Wir haben ganz klar weniger Aufnahmen gehabt und auch kaum auf der Intensivstation.“Volker StrengerMediziner der Med Uni Graz & Leiter der Arbeitsgruppe Infektiologie der ÖGKJ
Ob die RSV-Impfung für Erwachsene in Österreich, die ab 60 Jahren empfohlen ist, auch gratis wird, bleibt noch offen: "Das ist eine Entscheidung für die Bundeszielsteuerungskommission, wo der Bund mit den Sozialversicherungsträgern und den neun Bundesländern gemeinsam sitzt", so Kornhäusl.
Das Thema wird die Zukunft sicher noch beschäftigen. Strenger freut sich, dass auch Erwachsenenimpfungen ins Gratisimpfprogramm aufgenommen werden – wie etwa die Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose ab 60 Jahren, die das Gesundheitsministerium im Juli angekündigt hat.