In den vergangenen Monaten übernachteten nicht nur Gäste, sondern auch eine ganze Fledermaus-Kolonie in den Hütten der Jackson Lake Lodge im Grand Teton National Park im US-Bundesstaat Wyoming. Die Tiere könnten vom 15. Mai bis 27. Juli die mehr als 200 Urlauber in den Zimmern 516, 518, 520, 522, 524, 526, 528 und 530 mit einer tödlichen Tollwut-Infektion angesteckt haben. Die Gesundheitsbehörden sind alarmiert.
Bereits im Juni sollen mehrere Gäste Begegnungen mit Fledermäusen in ihren Zimmern gemeldet haben, berichtet CNN, doch erst Ende Juli hätten Lodge-Mitarbeiter die komplette Kolonie entdeckt. Die betroffenen acht Räume wurden sofort geschlossen.
"Was uns wirklich Sorgen macht, sind Menschen, die Fledermäuse in ihren Zimmern gesehen haben und Menschen, die möglicherweise direkten Kontakt mit einer Fledermaus hatten", erklärt Wyomings oberste Gesundheitsbeamtin, Dr. Alexia Harrist, gegenüber CNN. Das Tückische sei, dass Fledermausbisse so winzig sind, dass sie oft unbemerkt bleiben. Tiefschlafende Urlauber würden die Bisse häufig gar nicht spüren. Gleiches gilt für Kratzer.
Besonders gefährdet sind auch kleine Kinder, die oft gar nicht mitteilen können, ob sie Kontakt zu Fledermäusen hatten oder nicht.
Alle betroffenen Urlauber werden nun von den Gesundheitsbehörden kontaktiert und einer individuellen Risikobewertung unterzogen. Immerhin wurde eine handvoll tot gefundener Fledermäuse negativ auf Tollwut getestet. Diese würden jedoch nur einen Bruchteil der rund 100 Fledermäuse der Kolonie darstellen.
Die lebenden Fledermäuse seien zudem nicht getötet, sondern aus den Gebäuden vertrieben worden. Spezielle Vorrichtungen sollen ihre Rückkehr verhindern.
Das Tollwut-Virus ist weltweit verbreitet. Besonders häufig kommt die Krankheit in Afrika, Asien und in weiten Teilen Südamerikas vor. Als Erregerreservoir gelten Hunde, Füchse, Marderhunde, Coyoten, Waschbären, Mangusten und Fledermäusen. Theoretisch können sich aber alle Säugetiere sowie der Mensch mit dem Tollwutvirus infizieren.
Situation in Österreich
Der letzte Todesfall beim Menschen infolge einer durch Wildtiere übertragenen silvatischen Tollwut wurde 1979 in Kärnten nach einem Fuchsbiss verzeichnet. Ein importierter Tollwut-Todesfall in Österreich wurde zuletzt im Jahr 2004 dokumentiert: ein Mann starb, nachdem er in Marokko von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt.
Infektionsweg
Der Erreger wird durch den Speichel von infizierten Tieren, in den meisten Fällen durch einen Biss übertragen. Allerdings kann das Virus in seltenen Fällen auch unverletzte Schleimhäute und Schürfwunden als Eintrittspforte nutzen, wenn es zu einem direkten Kontakt mit Speichel kommt.
Inkubationszeit
2 bis 12 Wochen (in Ausnahmefällen bis zu einem Jahr), abhängig von der Bissstelle
Unheilbar, aber vermeidbar
Durch regelmäßige Schutzimpfung der Hunde sowie orale Schutzimpfung der Reservoirtiere kann man humane Infektionen weitgehend vermeiden. Reisenden in Ländern mit hohem Tollwutrisiko wird eine prophylaktische Schutzimpfung (präexpositionelle Prophylaxe) empfohlen. Bei Biss durch ein verdächtiges Tier werden eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) mit Verabreichung von Immunglobulinen sowie eine aktiven Immunisierung durchgeführt.
Dennoch ist weiter rasches Handeln gefragt, denn eine fünfteilige Impfserie innerhalb von zwei Wochen nach der Exposition verhindert den Krankheitsausbruch zuverlässig. Sobald Symptome auftreten – Muskelschmerzen, Erbrechen, Juckreiz, um nur einige zu nennen – verläuft Tollwut für den Menschen fast immer tödlich.