Sperre bei Mauthausen

Donaubrücke: Diese Tiere machen Strich durch Bauplan

Trotz 20.000 Pendlern täglich wird die Donaubrücke gesperrt. Eine Ersatz-Brücke darf nicht gebaut werden. Zwei Tierarten sind schuld.
Victoria Carina  Frühwirth
04.08.2025, 20:30
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Der geplante Neubau einer zweiten Donaubrücke, auch als zwischenzeitlicher Ersatz, bei Mauthausen in Oberösterreich steht derzeit still. Im Zentrum der juristischen Verzögerung stehen streng geschützte Tierarten: Fledermäuse und der Mittelspecht. Konkrete Schicksale von Anrainern liegen "Heute" vor.

Auf Bremse drücken wegen hämmernden Specht

Das Bundesverwaltungsgericht hat Umweltgutachten zurückgewiesen und fordert neue Kartierungen der Flugrouten: Wo leben die Tiere? Wo fliegen sie? Und wie könnte der Brückenbau ihre Wege stören?

Die Antwort auf diese Fragen entscheidet über die Zukunft eines ganzen Landstrichs. Bis zu 22.000 (!) Fahrzeuge quälen sich täglich über die alte Donaubrücke Mauthausen aus 1941. Die Sanierung ebenjener soll langfristig unterstützen – gleichzeitig gibt es kein grünes Licht für eine angemessene Ersatzbrücke. Denn ein Neubau einer Zweitbrücke vor der sanierungsbedingten Sperre der "Erstbrücke" (voraussichtlich 2028) gilt inzwischen als unrealistisch. Ein Tragwerk muss, so der derzeitige Stand, – um 2027 – durch die Verzögerungen getauscht werden, dadurch kommt es zur Sperre.

Sorge vor Fortzug und Arbeitswechsel

Der Verein "DoNeubrücke" schlägt Alarm. Obmann Johannes Hödlmayr spricht von einem Stillstand mit Folgen: "Viele fragen uns: Was wird aus meinem Job, wenn die Brücke wegfällt? Wie soll ich Familie und Arbeit noch unter einen Hut bringen?" Laut Verein verursacht der Umweg durch Sperren und Staus neben strapazierten Nerven auch 500.000Euro Zusatzkosten und rund 109 Tonnen CO₂. Täglich!

„Wir vom Verein DoNeubrücke appellieren an das Verwaltungsgericht: Bitte nehmen Sie die bereits vorliegenden Gutachten zur Kenntnis und sagen Sie endlich Ja zur zweiten Donaubrücke. Der Stau wird sich nur dann auflösen, wenn so rasch wie möglich mit dem Bau begonnen wird", fordert Hödlmayr.

Konkrete Schicksale häufen sich

Zwei Schicksale zeigen konkret, wie die Pendler im Umkreis von dieser alternativlosen Brückensperre betroffen wären. Eine Erzählung stammt von Sandra Hintringer, die Mauthausnerin arbeitet in Pyburg, NÖ: "Ich wohne in Mauthausen und arbeite Teilzeit in Pyburg – Beginn um vier Uhr früh. Wenn ich dann auch noch ein bis zwei Stunden im Stau stehe, kann ich Familie und Beruf nicht mehr vereinbaren. Ich werde meine Arbeitsstelle aufgeben müssen, weil es sich einfach nicht mehr ausgeht."

Gerald Sallman hat ein Geschäft im Einkaufszentrum "Donaupark Mauthausen". Er spricht: "Fast die Hälfte unserer Mitarbeiter wohnt im Mühlviertel und muss zu den anderen Filialen pendeln. Ich fürchte um meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um meine Freunde, meine Kollegen. Kann ich ihnen zumuten, dass sie sich jeden Tag zwei Stunden zusätzlich ins Auto setzen – zum Beispiel der jungen Mutter, die gerade nach der Karenz wieder für ein paar Stunden bei uns arbeitet?"

Viele haben Päckchen zu tragen

Um dem Unmut Ausdruck zu verleihen, hat der Verein die Aktion "Eine Region packt ihre Koffer" gestartet. Bürger hängen persönliche Botschaften an symbolische Koffer – Statements von Pendlern, Unternehmern und Familien, die ihren Alltag ohne Brücke kaum noch bewältigen können.

Inzwischen konnte der Verein knapp einhundert persönliche Schicksale sammeln, die in den kommenden Wochen aufbereitet und gesammelt an den Bundesverwaltungsgerichtshof (BVwG) geschickt werden – verbunden mit dem Appell, den Mensch nicht gegen die Natur auszuspielen.

Der Verein stellt klar: Der Schutz bedrohter Arten sei ihm wichtig – aber so auch das Leben von tausenden betroffenen Pendlern und Anwohnern. Ziel sei eine ausgewogene Lösung. Doch während die Politik schweigt und der Artenschutz jede Entscheidung blockiert, bleibt die Region im Stau stehen – buchstäblich und rechtlich.

{title && {title} } VF, {title && {title} } Akt. 05.08.2025, 10:53, 04.08.2025, 20:30
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