"Menschen verlassen Heimat"

Brückensperre: "80 km Umweg – das zahlt mir keiner"

Die Donaubrücke Mauthausen ist am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Die Sanierung bringt monatelang Sperren. Menschen überlegen sogar, wegzuziehen.
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Tägliche Staus und bald stundenlange Umwege: Das ist in naher Zukunft die Realität für tausende Menschen. Die Donaubrücke Mauthausen verbindet Oberösterreich mit Niederösterreich.

Täglich 22.000 Pendler

Jeden Tag nutzen rund 22.000 Menschen diese Flussüberquerung, um zwischen den Bundesländern zu pendeln. Jetzt ist die fast 70 Jahre alte Brücke in die Jahre gekommen und muss demnächst erneuert werden.

Damit verbunden ist eine monatelange Sperre. "Die Brücke hält maximal noch drei Jahre", sorgt sich Johannes Hödlmayr, Vereinsobmann von "Doneubrücke" im "Heute"-Gespräch. Er und sein Verein fordern seit Jahren eine zweite Brücke, damit die Verkehrsbelastung und Stauzeit minimiert wird.

Alte Brücke gesperrt, neuer Bau blockiert

Mit der Mitmach-Aktion "Eine Region packt ihre Koffer" möchte er deshalb zusammen mit dem Verein auf die folgenschweren Konsequenzen der Sperre der alten Donaubrücke, sowie die Blockierung des Baus der zweiten Brücke aufmerksam machen.

„Ich habe 130 Mitarbeiter aus Niederösterreich. Die müssen 2028 dann 80 Kilometer lange Umwege fahren. Wer kann das verantworten.“
Leonhard Helbich-PoschacherGeschäftsführer und Vereinsvorstand "Doneubrücke"

Die Initiative lud alle ein, ihre persönlichen Geschichten zu teilen, sei es schriftlich, per Video oder vor Ort im Einkaufszentrum. Alle gesammelten Beiträge werden im Herbst dem Verwaltungsgerichtshof vorgelegt.

Eigentlich hätte die zweite Brücke 2027 eröffnet werden sollen, noch bevor die alte Brücke saniert werden muss. Diesem Plan hat der Verwaltungsgerichtshof jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Fällt wie vom Himmel

Die Sperre 2028 kann der Verein nicht mehr verhindern, aber er kämpft weiter für den Neubau der Brücke. "Wenn nichts passiert, suchen sich die Menschen neue Jobs", betont Hödlmayr den Ernst der Lage. Die Wirtschaft entwickelt sich nicht weiter, da die Betriebe nicht wissen, ob sie an diesem Standort erweitern können.

Das Spannende: Manche wissen nicht einmal, was ihnen bald blüht. Der Obmann ist überrascht, dass viele Betroffenen noch nicht einmal von der dreimonatigen Sperre gehört haben. Laut dem Verein bringt die Sperre durch Staus und Umwege täglich rund 500.000 Euro an Zusatzkosten, sowie 109 Tonnen an zusätzlichem CO₂-Ausstoß.

Sorge um Kündigungswelle

Leonhard Helbich-Poschacher, Geschäftsführer des Donauparks in Mauthausen (Oberösterreich) sorgt sich um seine Mitarbeiter. In seinem Einkaufszentrum sind rund 7.000 Menschen täglich unterwegs. Wenn die Brücke gesperrt ist rechnet er mit 50 Prozent Umsatzeinsturz, weil rund 30 Prozent weniger Besucher aus Niederösterreich kommen würden.

"Ich habe 350 Mitarbeiter, 130 davon sind aus Niederösterreich, diese müssen 2028 dann 80 Kilometer lange Umwege fahren. Wer kann das verantworten", ärgert sich der Geschäftsführer und Vorstandsmitglied vom Verein "Doneubrücke" über die Minderheit, die den notwendigen Neubau blockiert, im "Heute"-Gespräch.

Flugtiere bringen Pläne zu Fall

Die zweite Donaubrücke ist ein schwieriges Unterfangen. Bereits vor zehn Jahren gab es die ersten Gespräche bezüglich der Notwendigkeit einer zweiten Überquerung. Im Februar 2024 war es dann endlich soweit: alle Parteien waren sich einig und dem Bau stand nichts im Weg.

Glaubte man zumindest. Im Februar 2025 der Schlag in die Magengrube. Der Verwaltungsgerichtshof vertagte die Verhandlungen, denn der Umweltverträglichkeits-Bescheid wurde zurückgenommen. Der Bau kann nicht beginnen.

Man müsse eine Neukartierung des Mittelspechts, eine Quantifizierung von Baumhöhlen- und Spaltenquartieren und Fledermäusen und eine Erhebung der Fledermausflugrouten durchführen.

Bemühen um Beschleunigung

Die Fledermausflugroute wurde nach jetzigem Stand bereits eingereicht. Die Neukartierung des Mittelspechts werde laut Hödlmayr bald nachgereicht werden.

Die Verhandlungen müssen rasch wieder gestartet werden, drängt er. "Damit der Bau schnellst möglich beginnen kann und zumindest 2030 fertiggestellt ist", sind sich Hödlmayr und Helbich-Poschacher einig.

Die Sperre ist laut dem Geschäftsführer existenzgefährdend für manche Betriebe. Die zweite Brücke müsse daher kommen um die Wirtschaft zu schützen und den Stau aufzulösen.

Autorin: Florentina Sinnreich

{title && {title} } red,VF, {title && {title} } Akt. 04.08.2025, 10:53, 04.08.2025, 05:00
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