Wer abends gegen 19 Uhr auf der Stephan-Burger-Gasse unterwegs ist, sieht sie ankommen: Geschäftsreisende, Handwerker, aber auch Pilger. Meist mit Rollkoffer, manchmal mit Fahrrad. Sie alle beziehen ihr Quartier im neuen "Aparthotel Mariazellerhof" in St. Pölten.
Seit Anfang Juli bringen das Ehepaar Wolfgang Müller und Silvia Martinek hier frischen Wind in die alten Wände. Und das wohl mit Erfolg: "Im August sind wir während des Frequency fast vollständig ausgebucht", sagt Müller erfreut im "Heute"-Gespräch.
Konzerte in der Stadt kommen der Pension zugute. So war zum Beispiel am 8. Juli, als die US-amerikanische Band "Lynyrd Skynyrd" im VAZ gespielt hatte, das Haus voll mit Menschen aus Ungarn, Polen oder Bulgarien, die extra für die Rock-Band gekommen sind.
Weil fast jedes Zimmer über eine eigene Küche verfügt, wird auch kein Frühstück angeboten. Für die Räume ohne Küche gibt es eine nahegelegene Gemeinschaftsküche. Das spart Ressourcen und Personal. So hat das Hotel trotz 30 Zimmer mit über 45 Betten nur fünf Mitarbeiter. Auch preislich ist man ab 45 Euro pro Nacht dabei.
„Ich suche noch im Stadtarchiv nach alten Bildern von St. Pölten, um die alten verblassten Bergbilder auszutauschen.“Wolfgang MüllerBetreiber des Aparthotel Mariazellerhof
Im Inneren findet man eine gute Mischung aus Moderne und Vintage: So gibt es hochwertige Vollholzmöbel aus den 70er- und 80er-Jahren, neue allergiefreundliche Matratzen und originale Jugendstil-Elemente von der Erbauung des Gebäudes.
In der Lobby, dem früheren Frühstücksraum, befindet sich ein altes Klavier, welches noch gestimmt gehört. An der Decke im Eingangsbereich befindet sich eine Tapete aus den 60er-Jahren. "Ich suche noch im Stadtarchiv nach alten Bildern von St. Pölten, um die alten verblassten Bergbilder auszutauschen", erzählt Müller.
"Wir haben viel verwenden können, haben aber auch viel ausgemistet", erzählt der Betreiber. So wurden die alten Röhrenfernseher mit Flachbildschirmen und die alten Glühbirnen mit LED-Lampen ausgetauscht.
Damit sind die Sanierungsarbeiten innen weitestgehend erledigt. Nur noch die Fassade des rund 130-Jahre-alten Gebäudes soll noch dieses Jahr von den Eigentümern, der Familie Borger, renoviert werden. Erstaunlicherweise steht das Haus trotz seines hohen Alters nicht unter Denkmalschutz.
Die Familie Borger hatten erst Ende 2024 das Gebäude gekauft. Zuerst haben sie probiert, es selbst zu betreiben. Sie haben aber schnell gemerkt, dass ein Hotelbetrieb neben ihrem Hauptjob als Immobilienmakler nicht funktioniert.
So übernahm dann das Ehepaar Müller-Martinek den Betrieb. Die beiden bringen eine zehnjährige Erfahrung mit. Bereits 2015 fingen sie mit Vermietungen an. "Zuerst haben wir in unserem eigenen Haus im Pyhra Wald vermietet. Dann haben wir begonnen, weitere Häuser zu kaufen und diese als Apartments zu vermitteln", erzählt Müller, wie sie sich ein Geschäft mit rund 20 Apartments und 140 Betten aufgebaut haben.
Das einzige Angebot, das den beiden Unternehmern noch gefehlt hat, war ein Hotel für Gäste, die sich nicht die Küche oder das Bad mit anderen Menschen teilen wollen. "Mit dem Mariazellerhof fanden wir genau das, was wir gesucht haben, was auch nicht zu weit weg von unserem Standort ist", macht es den gebürtigen Deutschen glücklich.