Der diesjährige August beginnt in jeder Hinsicht trübe: Ein weiterer Monat der Rezession, die Wirtschaft schrumpft weiter, während die Inflation erneut auf einen Höchststand steigt. Aktuell erreicht sie mit 3,5 Prozent das höchste Niveau seit April 2024. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen ohne Job – davon besonders betroffen: Junge, Ältere und Frauen.
Am stärksten fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen bis 24 Jahre aus. Hier gab es laut den aktuellen Zahlen des AMS ein Plus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber auch die Über-50-Jährigen sind besonders oft von Jobverlusten betroffen. In dieser Gruppe gibt es fast 5 Prozent mehr Arbeitslose.
Insgesamt zeigt sich, dass Frauen häufiger arbeitslos wurden als Männer. Gab es bei den Männern eine Steigerung um 2,8 Prozent, liegt sie bei Frauen um die 3,6 Prozent. Bei Frauen ist auch der Anteil an Teilzeitstellen höher. Gerade erst verlautbarte die ÖVP, dass die österreichische Bevölkerung zu wenig arbeite, zu viele eine "Lifestyle-Teilzeit" gegenüber Vollzeitstellen bevorzugen würden, was dem Wirtschaftsstandort schaden würde. Das Problem dürfte aber woanders liegen.
AMS-Chef Johannes Kopf erläuterte gegenüber "Heute", dass Teilzeitstellen "in der aktuellen Diskussion überbewertet" werden und eher nur von einer bestimmten Gruppe Menschen angestrebt werden, nämlich: "Hoch qualifizierte junge Leute, die sagen: Ich will nur 30 Stunden arbeiten." Die große Mehrheit könne von Teilzeitjob gar nicht leben: "Teilzeit funktioniert nur bei gut Qualifizierten – oder wenn’s eine Wohnung von der Oma gibt, Stichwort: Generation Erben."
Betrachtet man aber die Anstiege bei der Arbeitslosigkeit, betreffen sie durchaus Branchen, wo die Unternehmen selbst seit Jahren auf Teilzeitkräfte setzen. Es sind nicht die Arbeitnehmer, die dort Wirtschaftseinbußen erzeugen. Im Handel etwa stieg die Arbeitslosigkeit um 7,8 Prozent und im Gesundheits- und Sozialwesen um 7,3 Prozent. Bei wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen betrug der Anstieg sogar 8 Prozent.
Im Unterschied dazu, ging die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe um 3,4 Prozent leicht zurück. Es zeichnet sich ein heterogenes Bild ab, das aber zeigt: Die anhaltende wirtschaftliche Flaute ist noch lange nicht überwunden. Die Statistik Austria schätzt die Inflationsrate für den vergangenen Juli auf 3,5 Prozent. Als Preistreiber wirken weiterhin die gestiegene Preise für Haushaltsenergie (Öl und Gas) und Industriegüter.
Vor diesem Hintergrund möchte aber Niederösterreichs Landesrätin für Arbeit, Susanne Rosenkranz (FPÖ), nicht schwarz sehen und betont, dass in Niederösterreich – trotz der schweren wirtschaftlichen Lage – weiterhin viele Unternehmen nach Arbeitskräften suchen würden. Immerhin, rund 14.000 offene Stellen sind dem AMS derzeit gemeldet. Und knapp über 1.000 Lehrstellen kommen hinzu.
Gleichzeit befinden sich derzeit 51.886 Personen in Niederösterreich auf Jobsuche oder in einer Maßnahme des AMS. Das sind etwa dreieinhalbfach so viele Menschen, wie dem AMS offene Stellen gemeldet sind.
Auch für Langzeitarbeitslose, also Personen, die bereits ein Jahr oder länger ohne Job sind, dürfte es derzeit nicht unbedingt leichter werden. Etwa 11.400 von ihnen waren dem AMS gemeldet, viele davon haben mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und sind älter als 55 Jahre.
Vermehrt gesucht werden derzeit Arbeitskräfte bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Einen deutlichen Rückgang an offenen Stellen verzeichnet die Hotellerie und Gastronomie, aber auch das Bauwesen, heißt es vom AMS.
Laut AMS liegt die Arbeitslosenquote, also der Anteil der Arbeitslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen, in Niederösterreich derzeit leicht unter dem österreichischen Durchschnitt. Während die Arbeitslosenquote landesweit bei 6,7 Prozent liegt, weist Niederösterreich aktuell einen Wert von 6,1 Prozent auf. Nicht erfasst ist hier jedoch die Dunkelziffer, also all jene, die sich gar nicht beim AMS gemeldet haben.
Das AMS in NÖ gibt an, im letzten Jahr 49.548 Personen erfolgreich vermittelt zu haben. Zuletzt gab es wieder leicht mehr Beschäftigte. Hier ortet Landesräten Rosenkranz ein positives Signal, sagt aber, dass sie erst 2026 substanzielle Verbesserungen erwartet. Was das genau heißt, lässt sich ihren jüngsten Aussagen nicht entnehmen.
Die beiden wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute, WIFO und IHS, sehen einen tatsächlichen Aufschwung erst in weiter Ferne – nämlich rund um das Jahr 2029. Dafür müsse jedoch der Kosum steigen und die Inflation sinken.