Arbeitslosigkeit steigt an

Negativer Trend – immer mehr verlieren Job

In Niederösterreich ist die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen. Über 50.000 Menschen sind derzeit ohne Job, der Anteil Jugendlicher ist besonders hoch.
Aram Ghadimi
03.07.2025, 05:15
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In Niederösterreich ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni 2025 gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent gestiegen. Damit liegt das Bundesland zwar im Mittelfeld der bundesweiten Entwicklung, doch zeichnet sich kaum Besserung ab.

Junge und Alte

Besonders bei jungen Menschen unter 25 ist ein überdurchschnittlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Gleichzeitig gibt es in NÖ etwa ein Fünftel mehr Langzeitarbeitslose.

Österreichweit 7,8 Prozent mehr

Laut Arbeitsministerium gibt es derzeit 3,982 Millionen unselbstständig Beschäftigte in Österreich. Heruntergebrochen auf Niederösterreich liegt diese Zahl im flächenmäßig größten Bundesland bei 662.000 Personen. Auf zwölf unselbstständig Beschäftigte kommt eine arbeitslose Person.

Laut Arbeitsmarktservice (AMS) waren Ende Juni österreichweit 364.419 Personen beim AMS entweder arbeitslos gemeldet (288.545 Personen) oder in Schulungsmaßnahmen (75.874 Personen). Das ist ein österreichweiter Anstieg von 7,8 Prozent im Vergleich zum Juni 2024.

Über 50.000 in NÖ ohne Job

In Niederösterreich befinden sich 51.735 Personen auf Jobsuche oder in einer Maßnahme. Davon sind 11.407 Personen bereits ein Jahr oder länger ohne Job und gelten daher als "langzeitarbeitslos". Viele davon haben mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und sind älter als 55 Jahre.

Oberösterreich mit stärkstem Anstieg

Besonders stark betroffen ist Oberösterreich, wo die Zahl der Arbeitslosen im Juni gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent zunahm. An zweiter Stelle steht Salzburg mit 12,8 Prozent, gefolgt von Vorarlberg mit 10,5 und Tirol mit 10,1 Prozent. In der Steiermark gibt es aktuell 8,0 Prozent Anstieg. Im direkten Vergleich fällt der Anstieg in Wien (+6,2 Prozent), dem Burgenland (+5,7 Prozent) und Kärnten (+4,9 Prozent) geringer aus.

Die niedrigsten Arbeitslosenquoten wurden in den Tourismusregionen, etwa in Tirol und Salzburg, verzeichnet. Aber auch in Oberösterreich, Vorarlberg, Kärnten und in der Steiermark, bremst der Tourismus die Arbeitslosigkeit.

Weniger offene Stellen

Auch das Angebot an offenen Stellen schrumpft weiter: Ende Juni 2025 waren dem AMS 84.357 sofort verfügbare Jobs gemeldet – ein Rückgang von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Demgegenüber zählt der ÖVP-nahe Wirtschaftsbund in seinem Stellenmonitor 162.938 offene Stellen auf Jobplattformen.

"Die anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung schlägt sich auf die Nachfrage der niederösterreichischen Unternehmen nach Arbeitskräften nieder. Im ersten Halbjahr reduzierte sich der Bestand an offenen Stellen um rund elf Prozent", sagt AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern.

Branchenspezifisch gibt es die stärksten Anstiege bei der Arbeitslosigkeit im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Warenherstellung bzw. Industrie – jeweils über 13 Prozent. Aber auch im Handel, mit 10,6 Prozent, und im Verkehr und Lagerwesen, mit einem Plus von 8,4 Prozent, stieg die Arbeitslosigkeit. Die Gastronomie verzeichnet 7,2 Prozent Anstieg. Lediglich der Bausektor, wo im Sommer tendenziell mehr Menschen beschäftigt sind und die Arbeitskräfteüberlassung, weisen geringe Zunahmen im Bereich von 1 Prozent auf.

AMS-Chef warnt vor anhaltendem Trend

Angesichts dieser Entwicklung spricht AMS-Chef Johannes Kopf von einem weiterhin negativen Trend: "Noch sinkt die Beschäftigung, und seit April 2023 steigt die Arbeitslosigkeit deutlich." Gleichzeitig kündigte Arbeitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) an, das AMS-Förderbudget um 40 Millionen Euro aufzustocken, um den Arbeitsmarkt gezielt zu unterstützen.

Jugendarbeitslosigkeit in NÖ überdurchschnittlich

Ihr Parteikollege, Niederösterreichs SPÖ-Landesparteichef Sven Hergovich sieht jetzt Handlungsbedarf. In seinem Bundesland sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen, der mit 12,3 Prozent deutlich über dem Durchschnitt in Österreich liege, besonders besorgniserregend. Auch die Zahl der in Schulung befindlichen Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher sei um 6,7 Prozent gestiegen – deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt (2,5 Prozent).

"Diese Zahlen sind ein Alarmzeichen. Die schwarz-blaue Landesregierung darf nicht weiter zuschauen, wie tausende Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in die Arbeitslosigkeit rutschen. Wir brauchen jetzt mutige Beschäftigungsinitiativen statt leerer Sonntagsreden", sagt Hergovich.

Gegenmaßnahmen als oberste Priorität

Er fordert die Wiederaufnahme des Modellprojekts Marienthal, das während seiner Zeit als AMS-Chef gestartet wurde: "Das Projekt Marienthal hat gezeigt, dass Arbeitslosigkeit mit Jobgarantie und gezielter Qualifikation wirksam bekämpft werden kann. Leider hat die aktuelle Landesregierung dieses Vorzeigeprojekt stoppen lassen. Das war ein Fehler, der dringend korrigiert werden muss."

Für die SPÖ Niederösterreich habe die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit oberste Priorität. Hergovich fordert daher gezielte Programme für Jugendliche und ältere Arbeitssuchende:

"Wir reden über mehr als 50.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, 50.000 Einzelschicksale von Freunden, Nachbarn, Verwandten, etc. Es ist unsere Verantwortung als Politik, diesen 50.000 Menschen Arbeit und damit echte Perspektiven zu geben."

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