Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Österreich ist laut aktuellen Zahlen so stark gesunken wie in keinem anderen EU-Land – von 37,8 Stunden im Jahr 2008 auf nur noch 33,8 Stunden im Vorjahr.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) zeigt zwar Verständnis für Teilzeit bei Betreuungspflichten, fordert aber mehr Einsatz von gesunden Menschen ohne familiäre Verpflichtungen. "Heute" berichtete.
"Wir brauchen wieder ein klares Bekenntnis zu Leistung und Vollzeitarbeit", so der Minister. Nur so ließe sich der Sozialstaat langfristig absichern – besonders angesichts der Tatsache, dass derzeit zehn Personen in Pension gehen, aber nur sechs neu in den Arbeitsmarkt eintreten.
Ein weiterer Aspekt: Teilzeitarbeit wirkt sich deutlich auf die spätere Pension aus. Eine Modellrechnung seines Ministeriums zeigt: Wer 20 von 40 Arbeitsjahren nur Teilzeit arbeitet, muss mit rund 620 Euro weniger Pension im Monat rechnen – das summiert sich auf bis zu 173.600 Euro Verlust über die Pension hinweg.
Wenig Verständnis für die jüngsten Aussagen aus dem Wirtschaftsministerium zeigt SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer. "Es gibt keinen Grund, die – vorwiegend weiblichen – Teilzeitbeschäftigten zu kritisieren. Sie leisten gesellschaftlich wichtige Arbeit", schreibt der rote Minister auf "Bluesky".
Viel wichtiger sei es hingegen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten würde aktuell 21 Stunden pro Woche betragen – die Wunscharbeitszeit vieler hingegen 30 Stunden. "Da wären mehr Arbeitgeber gefragt, die gute Teilzeit anbieten, von der man auch leben kann", so Marterbauer weiter.
Aus Sicht des Finanzministers sei eine entscheidende Voraussetzung für eine Ausweitung der Arbeitszeit bei Teilzeitbeschäftigten ist eine gleichmäßigere Verteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern – dazu zählen Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit.
"Unabhängig vom Beschäftigungsausmaß wünschen sich Arbeitnehmer Arbeitszeiten, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit ermöglichen", stellt der rote Minister abschließend klar.